Ich habe wieder einmal einen Klassiker gelesen. „Früchte des Zorns“ von John Steinbeck. Er hat 1962 – nicht nur dafür – den Literaturnobelpreis bekommen. UND: Am Schauspielhaus Zürich gibt es derzeit eine Inszenierung von Christopher Rüping zu diesem Buch. „Früchte des Zorns“. UND: Ein Song zum Roman folgt unten.
Meine Bewertung des Romans: 6 von 10.
ZUM THEATER:
Christopher Rüping war zuletzt Hausregisseur an den Münchner Kammerspielen, hatte dort etwa die wunderbare 10-Stunden-Inszenierung „Dionysos“ auf die Bühne gebracht. HIER mein damaliger Beitrag dazu. Derzeit ist er Hausregisseur am Schauspielhaus Zürich, wird aber im Januar nächsten Jahres an den Münchner Kammerspielen Bertolt Brechts „Im Dickicht der Städte“ inszenieren.
HIER der Link zur Website des Schauspielhauses Zürich, zur Stückeseite der Inszenierung „Früchte des Zorns“. Die Inszenierung wird in der Presse sehr gelobt.
ZUM BUCH:
John Ernst Steinbeck, geboren am 27. Februar 1902 in Kalifornien und gestorben am 20. Dezember 1968 in New York. Einer der meistgelesenen US-amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. 1943 war er Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg, 1940 erhielt er den Pulitzerpreis für den Roman „Früchte des Zorns“ und 1962 den Literaturnobelpreis.
„Früchte des Zorns“ ist ein trostloses Buch. Geschildert wird, wie eine große Familie aus dem Süden Amerikas mit einem schrottigen Lastwagen nach Kalifornien fahren will und sich bis dorthin durchschlägt. Eine lange, aufwändige Tour, die genau geschildert wird. Einige aus der Familie gehen verloren, sterben, gehen alleine weiter. Die Familie der Joads. Großeltern, Eltern, Kinder, Enkelkinder, ein befreundeter Priester, ein Onkel. Als Farmerfamilie im Süden Amerikas gab es einfach nichts mehr zu verdienen. Große Firmen kamen auf, Maschinen übernahmen die landwirtschaftliche Handarbeit, Land wurde aufgekauft.
Die Familie der Joads fällt immer mehr auseinander. Auch das Ende des Romans ist trostlos. Der lange Weg der Familie Joad wird äußerst genau geschildert. Man liest das Buch fast wie das Drehbuch eines Films. Man sieht jede Szene genau vor sich. Von der Schreibweise her nicht irgendwie auffallend, sehr realistisch, fast nüchtern beschreibend, nicht emotionalisierend, auch nicht etwa speziell die ein oder andere Person der Familie in den Vordergrund rückend. Wegen der nicht gerade prickelnden Schreibweise gebe ich auch „nur“ die Sechs Punkte auf meiner Skala.
Wie sie Zelte aufschlagen, wie sie fahren, wie sie im Lastwagen liegen, wie die Mutter kocht, wie man mit ihnen umgeht, ihre Sorgen, ihr permanenter Kampf gegen die Armut, die Tochter wird schwanger, sie reden, wie sie ihre Würde behalten wollen, alles.
Das Drama nimmt seinen Lauf, weil zur damaligen Zeit wohl Tausende von Farmerfamilien aus dem Süden in den Norden gefahren sind, um Arbeit zu finden. Als Obstpflücker, als Baumwollpflücker. Um zu überleben. Sie waren aber im Norden nicht willkommen, die „Okies“ aus Oakland etwa.
Noch dazu haben die Farmer im Norden Amerikas die Situation wohl komplett ausgenutzt. So der Roman. „Viele Zureisende“ bedeutete ja, dass ihnen Arbeit für einen Hungerlohn gegeben werden konnte. Jeder nahm ja Arbeit an. Hunger wird auch immer wieder geschildert, die Ausweglosigkeit.
Hier ein Blick ins Buch:

Ein Roman gegen brutalen Kapitalismus. Und ein Roman mit Bezug zu allen Zeiten: Vielen Menschen geht es schlecht – wir dürfen den Blick nicht abwenden.
Und HIER die Seite zum Buch auf der Website des dtv Verlags.
ZUR MUSIK:
Bruce Springsteen hat einen Song geschrieben: The Ghost of Tom Joad. Hier die Lyrics:
Men walkin‘ ‚long the railroad tracks – Goin‘ someplace there’s no goin‘ back – Highway patrol choppers comin‘ up over the ridge – Hot soup on a campfire under the bridge – Shelter line stretchin‘ ‚round the corner – Welcome to the new world order – Families sleepin‘ in their cars in the Southwest – No home no job no peace no rest – The highway is alive tonight – But nobody’s kiddin‘ nobody about where it goes – I’m sittin‘ down here in the campfire light – Searchin‘ for the ghost of Tom Joad – He pulls a prayer book out of his sleeping bag – Preacher lights up a butt and takes a drag – Waitin‘ for when the last shall be first and the first shall be last – In a cardboard box ’neath the underpass – Got a one-way ticket to the promised land – You got a hole in your belly and gun in your hand – Sleeping on a pillow of solid rock – Bathin‘ in the city aqueduct – The highway is alive tonight – Where it’s headed everybody knows – I’m sittin‘ down here in the campfire light – Waitin‘ on the ghost of Tom Joad – Now Tom said „Mom, wherever there’s a cop beatin‘ a guy – Wherever a hungry newborn baby cries – Where there’s a fight ‚gainst the blood and hatred in the air – Look for me Mom I’ll be there – Wherever there’s somebody fightin‘ for a place to stand – Or decent job or a helpin‘ hand – Wherever somebody’s strugglin‘ to be free – Look in their eyes Mom you’ll see me.“ – Well the highway is alive tonight – But nobody’s kiddin‘ nobody about where it goes – I’m sittin‘ down here in the campfire light – With the ghost of old Tom Joad
Hier ein Lifeversion, Bruce Springsteen und Tom Morello. Nach 30 Sekunden des Videos geht der Song los. Er gibt – auch von den lyrics – die Athmosphäre des Romans gut wieder! Es gibt auch eine gute Version von Tom Morello mit Roger Waters:
Comment
Wie interessant, gerade letzte Woche habe ich die Inszenierung in Dresden gesehen. Ich empfand Stück/Buch als sehr aktuell; sicher kein Zufall, dass das Stück derzeit wieder verstärkt aufgeführt wird.
Viele Grüße
Jana