Für Anhänger von James Joyce rückt wieder ein Jahrestag näher: Der 16. Juni. Es ist für sie der „Bloomsday“. Viele werden es wissen: Der Tag geht zurück auf das Werk „Ulysses“ von James Joyce. Im Wahnsinnswerk Ulysses – ich würde sogar sagen: Es ist eine Art Weltwunder der Literatur, wie kann man so etwas schreiben! – geht es um einen einzigen Tag und vor allem um Leopold Bloom. Es geht um den 16. Juni. Leopold Bloom geht durch Dublin.
Es passiert nichts und doch geht es um alles: Es geht um die ganze Welt. In der Einleitung zur kommentierten Ausgabe des „Ulysses“ (übersetzt von Hans Wollschläger, Suhrkamp Verlag) heißt es:
Schließlich ist Ulysses auch der Roman der ganzen Welt; er spannt den Bogen von Homers Odyssee am Anfang der abendländischen Literatur bis zum Leben des Dubliner Bürgers zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in dessen Tagesablauf sich die Abenteuer des mythischen Helden Odysseus spiegeln.
Hier ein Beispiel: So sieht eine Seite – die allererste Doppelseite – der sagenhaften kommentierten Ausgabe des Ulysses aus, um den Text herum sind die Anmerkungen. „Stattlich und feist …“

Es ist ein Werk der Weltliteratur, allerdings das – sagt man immer – am seltensten gelesene Werk. Es gibt aber einen Kreis von überzeugten Anhängern von James Joyce und vor allem von seinem Werk “Ulysses“. Etwa in den „reading groups“ der Zürich James Joyce Foundation. HIER der Link zu den nächsten Terminen der „reading groups“. Und HIER der Link zur Startseite der Website der Zürich James Joyce Foundation.
Gestern, Sonntag, der 2. Juni 2019, hatte C. Bernd Sucher im Rahmen seiner seit Jahren bestehenden Reihe „Suchers Leidenschaften“ am Vormittag im Gartensaal des Münchner Prinzregententheaters über James Joyce gesprochen. Nicht nur über den „Ullysses“, sondern über den Menschen James Joyce sowie über seine Werke. Wie und wann er seine spätere Frau kennen lernte, seine Bewunderung für Henrik Ibsen, dass er Wörter erfunden hat, wo er gelebt hat (Paris, Zürich, Triest) humorvolle Bemerkungen und vieles mehr. Vom Schauspieler Thomas Loibl (Residenztheater) wurden Auszüge aus den Werken von James Joyce vorgelesen, die Schauspielstudentin Luiza Candido de Oliveira Monteiro brachte andere Zitate.
Man kann James Joyce natürlich nicht in eineinhalb Stunden wirklich erfassen, es gab aber einen schönen Überblick und eben Einblicke in die Werke von James Joyce. Er schrieb auch Gedichte. C. Bernd Sucher konnte letztlich empfehlen, sich zunächst einmal „Ein Portrait des Künstlers als junger Mann“ von James Joyce mit in den Urlaub zu nehmen. Um dann auf das fast völlig unverständliche Werk „Finnegans Wake“ zu kommen.
Man könnte natürlich seitenweise über die Werke von James Joyce schreiben. Ich empfehle, sich eines zu schnappen und anzufangen. Ich empfehle sogar die kommentierte Ausgabe des „Ulysses“. Es gibt Menschen, die den genauen Fußweg von Leopold Bloom in Dublin kennen und nachgehen. Wo sich Leopold Bloom am 16. Juni 1904 aufgehalten und welchen Weg er durch Dublin genommen hatte, kann man übrigens auch den Karten in der kommentierten Suhrkamp-Fassung des Ulysses entnehmen:

Noch eine Empfehlung: Es gibt eine Hörspielfassung des Ulysses, 23 CDs. Sie ist 2012 erschienen und galt damals als eine der besten CDs, die es bis dahin gab. Es ist in der Tat eine wunderbare Lesung, untermalt ein wenig von Musik und anderen Tönen. Leopold Bloom wird gelesen von Dietmar Bär und Molly Bloom von Birgit Minichmayr. HIER der Link zum Angebot von Amazon. Bitte aber nicht bei Amazon kaufen, lokale Buchhändler unterstützen. Wirklich eine Hörerlebnis!
Und noch ein Hinweis: C. Bernd Suchers Erklärungen zu James Joyce kann man ähnlich auch als Hörbuch herunterladen oder als CD kaufen: HIER der Link zum Angebot von Amazon. Aber wie gesagt …
Die Lesung endete sehr schön mit der Schlusspassage des Ulysses. Über mehr als 60 Seiten erstreckt sich der ohne Punkt und Komma geschriebene Monolog der Frau von Leopold Bloom (in der Hörspielfassung wunderbar gelesen von Birgit Minichmayr). Er endet mit:
… ja und wie er mich geküsst hat unter der maurischen Mauer und ich hab gedacht na schön er so gut wie jeder andere und hab ihn mit den Augen gebeten er soll doch noch mal fragen ja und dann hat er mich gefragt ob ich will ja sag ja meine Bergblume und ich hab ihm zuerst die Arme um den Hals gelegt und ihn zu mir niedergezogen dass er meine Brüste fühlen konnte wie sie dufteten ja und das Herz ging ihm wie verrückt und ich hab ja gesagt ja ich will Ja.
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