Es war eine der Abschlussinszenierungen der Theaterschule der Münchner Kammerspiele, der Otto-Falckenberg-Schule. Eine Inszenierung von Elias Emmert. Die Inszenierung ist nicht mehr zu sehen, sie lief in den vergangenen Tagen nur dreimal. Dennoch hier ein paar kurze Eindrücke:
- Falsche Bühne? Zu sehen war die Inszenierung an der kleinsten der drei Bühnen der Münchner Kammerspiele, im Werkraum im „Blauen Haus“. Es wäre meines Erachtens passender und richtig gewesen, diese Inszenierung auf der zweitgrößten Bühne der Kammerspiele, der Therese-Giehse-Halle, zu bringen. Die Minibühne des Werkraum war vollgestellt mit verschiedensten Dingen, von Sofa bis Waschmaschinen, es war schon für die Schauspieler schwierig, sich zu bewegen. Auch wenn das Bühnenbild genau so gewollt war: Ich glaube, man hätte hier gut über einen Wechsel auf die Bühne der Therese-Giehse-Halle reden können. Die größere Bühne hätte der engagierten Inszenierung einfach gut getan! Es könnte ja nicht unbedingt für besonderes künstlerisches Feingefühl der Münchner Kammerspiele für die SchülerInnen der Otto-Falckenberg-Schule sprechen, wenn alle Abschlussinszenierungen immer auf die kleinste Bühne geschickt werden. Feingefühl für den Nachwuchs und für junges Theater! Wie kann man eine so kleine „vollgerümpelte“ Bühne zulassen. Es war – wie gesagt – vom Bühnenbild her zweifellos so düster und chaotisch gewollt (Bühnenbild: Das Dou MOTHER – Olivia von Lüttichau und Camila Lønbirk). War auch gut! Aber mein Eindruck eben: Auf zu kleiner Bühne! Zumal Elias Emmert schon während seiner Ausbildung mehrere Regiearbeiten an den Münchner Kammerspielen, im Werkraum, gebracht hatte. Schade, aber vielleicht kann es ja noch einmal auf der Bühne der Therese-Giehse-Halle gebracht werden!
- Vom Anfang und dem Ende der Welt: Es ging in Tal der Tränen wesentlich um die Orestie. Das ewige Morden als Reaktion auf Unrecht, bis sich so etwas wie eine geordnete Rechtsprechung entwickelte. An diesem Kipppunkt standen damals die Geschwister Elektra und Orestes. Schon damals die Überlegung: „Wie kann man die bisherige dramatisch zerstörerische Systematik des Lebens OHNE Gewalt beenden?“ Aber das Ganze hat mittendrin auch Bezug zu unserem aktuellen Leben: So wird auch (eindringlich, fast brutal) auf den Kippunkt eingegangen, an dem wir heute stehen, der Klimakatastrophe! Auch hier stellt sich die Frage: „Wie reagieren?“ „Wie kann man die bisherige dramatisch zerstörerische Systematik des Lebens OHNE Gewalt beenden?“ Meines Erachtens hat man hier eine Inszenierung gesehen, die genau in unsere Zeit passt! Düster, abgründig und mit dem Tenor: Anfang und Ende der Welt! Genau da stehen wir. So kann zeitgemäßes Theater momentan wohl nur aussehen! Auch meine Sitznachbarin sagte nach der Vorstellung: „Super, aber schwer zu ertragen!“ So muss es sein!
- Schauspielerisch: Beteiligt sind vier SchauspielerInnen. Überzeugend ist wieder Komi Togbonu, man möchte mehr von ihm sehen! Er hat ungewöhnliche Power in sich! Auch Julia Gräfner (beide sind Ensemblemitglieder der Kammerspiele) überzeugt in ihrer düsteren Rolle! Besonders hervorheben möchte ich aber die beiden jungen Schauspielertalente, die seit 2021 an der Otto-Falckenberg-Schule studieren: Emma Floßmann und Enes Sahin (siehe Beitragsbild). Beide spielen stark! Großartig und man wird hoffentlich von Ihnen hören!
HIER der Link zur Stückeseite.
Copyright des Beitragsbildes: Julia Windischbauer
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