Naja, ich laufe nicht nur fröhlich durch die Welt, denke ich mir manchmal. So antworte ich auch manchmal, wenn ich gefragt werde, wie es mir geht. Das ist doch ein bisschen ehrlicher, als immer mit „gut!“ zu antworten, denke ich. Mir fallen immer wieder Dinge auf, an denen ich mich reibe. Aber mit positiver Grundstimmung! Auch politisch. Daher finde ich Theater ja so gut, wenn es an unseren Ansichten rüttelt.
Am belgischen Nationaltheater, dem NT Gent, bringt etwa der junge Milo Rau, einer der aufregendsten Regisseure unserer Zeit, zurzeit das Stück „Lam Gods“. Ich hatte schon mehrfach über Milo Rau geschrieben. HIER etwa. Das Stück Lam Gods ist das erste Stück von Milo Rau am NT Gent, an dem er jetzt Intendant ist. Es geht zurück auf einen weltberühmten Altar In der Genter St.-Bavo-Kathedrale. HIER die Seite zum Stück auf der Website des NT Gent.
Und HIER eine Kritik zum Stück von Christine Dössel, um die geht es mir.
Es scheint wieder ein sehr beeindruckendes Stück zu sein! Milo Rau hat ja ein Manifest zum „Stadttheater der Zukunft“ geschrieben, will das Theater mehr in die Realität holen. Gleichlautend zur hier verlinkten Kritik von Christine Dössel erschien ihre Kritik in München in der Süddeutschen Zeitung. Da hatte ich sie kürzlich gelesen.
Warum ich es jetzt hier bringe? Naja, nicht gerade Begeisterung über die Süddeutsche Zeitung ist es! Ich reibe mich wieder! Aber nicht wund reiben! Das würde meine kleine Meinung nur überbetonen! Christine Dössel ist seit Jahren Theaterkritikerin bei der Süddeutschen Zeitung. Sie schreibt interessante Kritiken. In München hat sie aber nicht unerheblich dazu beigetragen, dass man den Münchner Kammerspielen vorwarf, sie seien in eine „Krise“ geraten. Christine Dössel argumentierte immer, „Sprechtheater“ alter Schule sei an den Münchner Kammerspielen nicht mehr vertreten und das Ensemble werde nicht ausreichend eingesetzt. Und die Münchner glauben ja an ihre „Süddeutsche“ wie an eine Institution.
Und nun ihre Begeisterung für Milo Raus Stück in der obigen Kritik aus Belgien! Beides – die Begeisterung über das Stück im NT Gent und ihre standhafte Kritik in München – passt m. E. nicht gut zusammen. Da wird mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen!
Milo Rau setzt neben zwei Ensemblemitgliedern viele, viele Laienschauspieler ein. Das wird er, wie ich ihn kenne, künftig auch in seinen weiteren Stücken tun.
Da Christine Dössel mit ihrer Stimmungsmache gegen die Münchner Kammerspiele mit dazu beitrug, dass die Münchner Theaterfreunde immer unsicherer und unoffener auf die Kammerspiele blickten, habe ich einen – natürlich kurz gehaltenen – Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung geschrieben.
Ich finde ohnehin, dass Journalisten doch sehr wenig der Kritik ausgesetzt sind. Sie arbeiten im Grunde irrsinnig kritiklos! Ob das so gut ist! Es gibt ja auch hervorragende Journalisten, keine Frage! Auch in der Politik ist es aber meines Erachtens auch einmal eine Frage wert, ob nicht die Medien zur Politikverdrossenheit beitragen! Wenn man viele der Fernsehdiskussionen sieht. Dort wird nicht gerade eine sorgfältige Diskussionskultur gepflegt! Und das wäre doch auch Aufgabe der Journalisten.
Mein kurzer Leserbrief an die SZ also: Er wurde meines Wissens natürlich nicht abgedruckt. Enthält offenbar zuviel Kritik an der Zeitung, nur Kritik an der Sache wird wohl abgedruckt. Daher bringe ich ihn einfach hier, er soll ruhig gelesen werden. Ich habe ihn jetzt fast schon vorweggenommen. Ich hatte geschrieben:
©️ des Beitragsbildes: Michiel Devijver
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