Abstraktes oder Persönliches. Als Zuschauer eines Theaterstückes oder einer Performance gibt man sich doch meist Themen hin, die nicht „höchstpersönlich“ sind, sondern eher „abstrakte“ Überlegungen aufgreifen, man sieht dazu erdachte Szenarien bzw. Geschehen. Man kann sich dann überlegen: „Wie sehe ich das eigentlich?“ Irgendein Thema. „Wie stehe ich zu diesem Thema?“
Und manchmal, denke ich, ist es anders: Wenn das „Stück“ auf der Bühne sehr persönlich ist. Dann ist das Erlebnis anders: Man stellt sich nicht (bewusst oder unbewusst) eine theoretische Frage wie: „Wie sehe ich das?“. Man hat Persönliches gesehen, Erlebtes, Privates: Man kann es im Grunde nur irgendwie verdauen. Beeindruckt oder nicht beeindruckt. So könnte man unterscheiden. Aber das trifft natürlich nicht immer zu. So schlau kategorisieren kann ich nicht, es ist hier nur eine Feststellung zum SPIELART-Festival.
Das SPIELART-Festival ist vor kurzem in München zu Ende gegangen. Es bot Beides. Eine – international zusammengesetzte – Mischung aus solchen „abstrakten“ Veranstaltungen und „persönlichen“ Veranstaltungen. Einiges habe ich gesehen. Längst nicht Alles, es war ein umfassendes Programm über zwei Wochen hinweg, ich habe viel Zeit investiert.
Das Festival findet alle zwei Jahre statt, das nächste Mal also 2021! Ich schreibe hier ausnahmsweise darüber, obwohl es niemand mehr besuchen kann, das SPIELART-Festival 2019.
Innerhalb des SPIELART-Festivals fand vor allem noch ein weiteres Festival statt, ein „Festival im Festival“: „New Frequencies“ für neue Stimmen der internationalen Theaterlandschaft.
Die Mischung machte es. Wann kann man schon so viele so persönliche Sichtweisen aus vielen Teilen der Welt sehen. Südafrika, Kenia, Palästina, Indonesien und und. Meine Auswahl zeigt die angesprochene „Mischung“ deutlich. Gesehen habe ich:
PERSÖNLICHES:
- Erinnerungen an das Erwachsenwerden: Man konnte ungefähr einhundert Personen dabei zuhören, wie sie ihre Erinnerungen an ihr 21. Lebensjahr schilderten. Während man es hörte, saß man den einzelnen Personen an Bildschirmen gegenüber und sah, wie sie sich selbst noch einmal anhörten. Gut arrangiert.
- Bild 1:
- Cultural Exchange Rate: Siehe den Extrabericht HIER.
- Bild 2:
- On Thin Ice: Lesung von Tagebuchaufzeichnungen eines Kenianers, der nach Amsterdam kommt. Gut gelesen!
- Bild 3:
- A Song To Hear You Arriving: Ein Klangteppich, der an einen Verstorbenen gerichtet ist.
- Bild 4:
- Congo: Eine wütende Suada eines Kongolesen gegen die Verbrechen Europas bei Gründung des Kongo. Die absurde Berliner Kongokonferenz 1884 wird geschildert. Nach dem Buch Kongo von Eric Vuillard.
- Bild 5:
ABSTRAKTES:
- Pleasant Island: Zwei Jugendliche berichten über ihren Besuch von Nauru, einem kleinen Inselstaat im Pazifik. Von englischen Walfängern einst „Pleasant Island“ genannt. Das nach extremer Ausbeutung zerstörte Ökosystem Naurus – früher einmal das reichste Land der Welt – ist ein Vorbote für eine drohende weltweite Umweltkatastrophe. Dokumentarisch wichtig, umso enttäuschender, nicht überzeugend.
- Bild 6:
- Speak Bitterness: Eine durational performance von Forced Entertaiment, siehe den Extrabericht HIER.
- Bild 7:
- 12 am: Awake and looking down: Eine weitere durational performance von Forced Entertaiment, siehe den Extrabericht HIER.
- Bild 8:
- And On The Thousandth Night: Auch eine durational performance von Forced Entertaiment, leider verpasst.
- Bild 9:
- Orest in Mossul: Von Milo Rau, Intendant am NT Gent. Die Orestie im zerbombten Mossul. Ansich der prominenteste Beitrag, aber umso enttäuschender. Eindrücke einer zerstörten Stadt – wie einst Troja – aber warum die Orestie? Ich fühlte mich etwas über den Tisch gezogen, brutale Erschießungen wurden nachgestellt etc. HIER der link zur Seite beim NT Gent mit mehreren Videos dazu.
- Bild 10:
Und innerhalb des Festivals „New Frequencies“ war es wiederum:
PERSÖNLICHES:
- Tubuhdang Tubuhdut: Die Flucht aus dem Alltag durch einen indonesischen Tanz, Blick auf die in Indonesien ebenso tanzenden Männer im Publikum, die mit ihren Bewegungen auch Berufliches und Typisches zeigen.
- Bild 11:
- Steps: Ein tunesischer Tanz jenseits der Geschlechterbarrieren.
- Bild 12:
- Baba, Come to me: Eine Performance zum Verhältnis Vater-Tochter aus Palästina.
- Bild 13:
- Nonna doesn’t live here anymore: Ein Film zum Verhältnios Mutter-Tochter aus Ägypten.
- Bild 14:
ABSTRAKTES:
- Commission Continua: Südafrikas Ringen mit Vergangenheit, Veränderung und Versöhnung.
- Bild 15:
HIER der Link zur interessanten Website des Festivals mit allen weiteren Angaben zu den Veranstaltungen, teils mit Trailern.
Jetzt habe ich alles aufgeführt, im Grunde nur mir zuliebe, nämlich um alles vollständig zu halten. Ich bringe hier auch keine Einzelbesprechungen zu den genannten Veranstaltungen, die Beiträge des Festivals können ja – mit Ausnahme wohl nur des „Orest in Mossul“ – nicht mehr gesehen werden.
Copyrights:
- Beitragsbild: Milo Rau
- Bild 1: Max Kuhlmann
- 2: Judith Buss
- 3: Ogutu Muraya
- 4: Thomas Lenden
- 5: Agathe Poupeney
- 6: Indra Struyen
- 7: Hugo Glendinning
- 8: Hugo Glendinning
- 9: Hugo Glendinning
- 10: Stefan Bläske
- 11: Widhi Cahya
- 12: Mawjoudin Queer Film Festival
- 13: Farah Barqawi
- 14: Sama Waly
- 15: Zivanai Matangi
Leave A Reply