Auch dieses Stück habe ich auf dem Theatertreffen 2019 gesehen. Es wurde auch ausgewählt. Ich schreibe wenig darüber, da es ohnehin nicht mehr zu sehen ist (nur noch vorübergehend auf 3sat). Im übrigen hat es mir überhaupt nicht gefallen.
Was war daran denn bemerkenswert? HIER der Link zu 3sat. Man möge sich selbst ein Bild machen.
In der Ankündigung heißt es: „… PeterLichts radikale Neudichtung von Molierès „Tartuffe“ in rasante Komik …“. Wie kann man nur so etwas von diesem Stück behaupten? Radikal … rasante Komik! So humorlos bin ich doch garnicht!
PeterLicht kannte ich nicht. Er ist in der Theaterszene durchaus bekannt (gewesen). Ein Indie-Pop Musiker und Autor, heißt es auf Wikipedia. Er war vor Jahren auch mehrfach an den Münchner Kammerspielen. Und hat mit ein paar Büchern schöne Preise gewonnen. Unter anderem den Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. Vielleicht ist seine Zeit aber längst abgelaufen.
Aber es sollte ja alles so sein:
Bühnenbild: Eine höfische Holzfassade mit vielen Fenstern, Türen und Balkonen. Wie bei Romeo und Julia. Nicht bemerkenswert.
Kostüm: Aufgepluderte bunte Hofklamotten, mittelalterliche Püppchenklamotten, Clownsklamotten (fast) und blonde Haare dazu, was wohl besonders harmlos wirken sollte. Albern. Nicht bemerkenswert.
Schauspielleistung: Hektisch, zerfahren und viel zu schnell im Text. Ich konnte es Gottseidank auf 3sat noch einmal sehen. Nicht bemerkenswert. Wie schon einmal bemerkt: Offenbar meinen manche Regisseure und Theater, es müsste einfach viel geboten werden, es müsste ganz schnelles, einfach viel und verwirrendes Zeug und aufgekratztes Gerede gebracht werden!
Inhaltlich: Es ging in der ersten „Hälfte“ etwa ständig um das Wort „geil“. Das Neue, das Andere sei doch „geil“. Das Wort „geil“ ist aber, finde ich, völlig veraltet. War das „radikal“? Und dann ging es eine Zeit lang um Lutschbonbons. War das „radikal“? Und dann kamen ständig irgendwelche Wortspiele. Das „Geile im Ungeilen oder das Ungeile im Geilen“ und ähnlich. War das „radikal“ oder „rasant komisch“? Oder es ging um Nasenhaarextensions. „Radikal“ oder „rasant komisch“?
Es ist, fand ich, enttäuschend und fragwürdig, dass die Jury des Theatertreffens dieses Stück als besonders „bemerkenswert“ angesehen hat. Bei mir bleibt, wenn ich die beiden Inszenierungen von „Erniedrigte und Beleidigte“ und von „Tartuffe und das Schwein des Weisen“ sehe, der Eindruck hängen, dass die Jury zu konservativ denkt. „Wenn alles o. k. ist, warum soll es dann nicht so bleiben?“, wird an einer Stelle im „Tartuffe oder das Schwein des Weisen“ gesagt. So denkt man vielleicht.
Für mich ist aber eher das bemerkenswert, was den Zuschauer aufrüttelt, in besonderer Art und Weise zu Gedanken angeregt. Das war bei „Tartuffe oder das Schwein des Weisen“ wahrlich nicht der Fall.
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