Was tut man sich an, wenn man sich im Theater Shakespeare’s Macbeth anschaut? Warum schaut man ihn an? Man könnte doch ein Fußballspiel anschauen! Aber Macbeth – das ist doch wirklich kalter Kaffee!
Mord an einem König – was hat das mit unserer Zeit zu tun? Geht man hin, weil es „Kultur“ ist? Will man sich einfach nur ein wenig von einem schönen Stück „anregen“ lassen? Oder was? Jeder hat so seinen Grund, schön und gut. „Macbeth“ ist ja noch dazu derzeit – ich habe es bereits geschrieben – an mehreren Orten zu sehen. In Berlin, in Wien, an zwei Theatern in München, in Nürnberg.
Und da geht es los: Es gibt Inszenierungen, die „Macbeth VON William Shakespeare“ bringen und es gibt Inszenierungen, die „Macbeth NACH irgendwem ………….. VON William Shakespeare“ bringen. So etwa gerade am Berliner Ensemble, an dem Macbeth NACH … Heiner Müller … VON William Shakespeare zu sehen ist. Ich hatte ja kürzlich darüber geschrieben (HIER).
Und gerade bei den Inszenierungen von Macbeth NACH irgendwem ……….. wird es interessant. Da will jemand auf der Basis von Shakespeare’s Macbeth eine eigene Sicht der Dinge auf die Bühne bringen. So habe ich mir natürlich gestern, Freitag, 17. Dezember 2018, an den Münchner Kammerspielen die Premiere von Macbeth NACH Amir Reza Koohestani VON William Shakespeare angesehen. Amir Reza Koohestani hat schon mehrfach an den Kammerspielen inszeniert.
Die Basis der Inszenierung gestern war weiterhin – im Hintergrund – die Story von Shakespeare’s Macbeth: Macbeth hört von Hexen – den drei „Schwestern“ -, dass er König von Schottland werden kann. Angestachelt von seiner Frau, Lady Macbeth, tötet er den König Duncan und seinen alten Freund Banquo, weil die Hexen vorausgesagt hatten, dass Banquos Nachfahren wiederum Könige werden würden.
Aber wenn ich mir Macbeth NACH irgendwem ansehe, weiß ich, dass ich (auch) etwas anderes zu sehen bekomme. Wenn ich den klassischen Macbeth sehen will, gehe ich nicht hinein. Der Schauspieler Christian Löber – er spielte den „Macbeth“ und eine Person, die Regisseur und Schauspieler für eine bevorstehende Macbeth-Inszenierung ist – sagte kürzlich in einem Interview: „Es braucht eine Idee im Hier und Jetzt, durch die man mit dem Stück verstrickt ist.“ Und: „… wenn man das Theater als Ort wahrnimmt, wo sich die Gesellschaft mit sich auseinandersetzt, muss man mehr machen, als nur ein Märchen zu erzählen.“
So war es auch gestern. Da hat sich also der Iraner Amir Reza Koohestani mit Shakespeare’s Macbeth auseinandergesetzt. Oder jedenfalls mit einem Thema, das man auch in „Macbeth“ findet. Ist schon einmal aus sich heraus interessant! Es hat etwas mit Scheitern zu tun. Macbeth scheitert am Ende ja auch, er wird getötet.
Soviel zunächst. Ich muss mir über den Abend noch Gedanken machen, noch kann ich nichts schreiben. Bisher habe ich mich nur angenähert.
©️ des Beitragsfotos: Thomas Aurin, Kammerspiele
Comment
solche Stücke regen wirklich zum Nachdenken an, auch wenn ich sie nicht zwingend als „schön“ empfinde.
Liebe Grüße
Dorie von http://www.thedorie.com