Slippery Slope ist ein Stück der israelischen Autorin und Regisseurin, der „Theatermacherin“, Yael Ronen. Ihr Stück wurde 2022 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Das Münchner Metropoltheater zeigt derzeit eine Inszenierung von Slippery Slope (Regie – und Darsteller: Philipp Moschitz). HIER der Link zur Stückeseite auf der Website des Metropoltheaters.
Wikipedia sagt: Slippery Slope ist ein Begriff für „Dammbruchargument“. Eine Argumentationsweise, die vor dem Vollzug einer bestimmten Handlung warnt und dabei geltend macht, dass diese Handlung „den Damm bricht“ und damit zwangsläufig weitere negative Konsequenzen zur Folge hat. Also: Wenn ich A mache, wird B geschehen, und dann wird C die Folge sein – und das kann ich nicht verantworten! Deswegen mache ich A nicht, vertrete A nicht.
„Slippery Slope“ war eine Produktion des Gorki Theaters in Berlin, mit dem Yael Ronen seit Jahren zusammenarbeitet. In der Inszenierung am Gorki Theater war es Yael Ronens dritte Einladung zum Berliner Theatertreffen. Auch an den Münchner Kammerspielen hatte Yael Ronen bereits Inszenierungen. Ich erinnere an den zwar harmlosen, eher poetischen, aber beeindruckenden Abend „#Genesis“. HIER der Link zu meiner damaligen Besprechung. Davor hatte sie an den Münchner Kammerspielen schon „Point of No Return“ gebracht.
Das Metropoltheater mag schlichte, klare Bühnenbilder (Bühne: Thomas Flach). So auch hier. Beleuchtete „Rahmen“ um die Bühnenflächen, die nach hinten hin immer kleiner werden, schaffen mehrere (schmale) Ebenen. Mehr nicht. Siehe das Beitragsfoto. Passende Bühne, könnte man sagen, zum Titel „Slippery Slope“ nach dem Motto: „Auf das Eine folgt kaskadenartig (oder wie in der russischen Puppe) immer das Nächste und so weiter“. Es ist ein humorvolles Stück, das andererseits ernste Themen der heutigen Zeit streift bzw. zum Gegenstand hat. Man überlegt sogar: Ernst oder Humor, gerahmt jedenfalls von einer fast spannenden Geschichte um einen „berühmten Musiker“, den Schweden Gustav Gunasson, der eine Comeback-Tour startet. Er war ein Freund von Peter Gabriel und Sting etc.
Die Themen, die den Abend bilden: Der Umgang mit Rassismus, mit Sexismus, Machtmissbrauch, #MeToo, Feminismus, Social Media-Wahn, kulturelle Aneignung, Cancel Culture, Political (In)Correctness etc. Das ist viel, es kumuliert hier alles in der Geschichte aus dem Musik-Business. Auch das Mediengeschäft und das Pornogeschäft spielen herein. Drei Felder, in denen Yael Ronen diese Themen verortet, was ja auch weitgehend passt.
Es geht dabei hauptsächlich um eine humorvolle Herangehensweise. Das Stück soll nicht belehrend sein, eher zeigen: Jeder hat irgendwie Dreck am Stecken, auch die, die etwas aufdecken wollen. Jeder lebt sein Leben. Es ist „fast ein Musical“, Rocky-Horror-Picture-Show-ähnlich. Die vorwiegend humorvolle Sichtweise relativiert natürlich den Ernst der Themen. Aber so ist es nun einmal: Jeder spielt mit seiner eigenen Einstellung zu diesen Themen, natürlich auch mit seiner Einstellung zu allen anderen Themen. Eine richtige Lösung lässt sich nicht definieren, niemand kann die absolute Wahrheit für sich in Anspruch nehmen.
Nicht leicht zu erkennen ist dabei allerdings, inwieweit es gerade um die titelgebenden „Dammbruchargumente“ gehen soll. Es geht eher für alle Beteiligten in jeweils eigener Weise darum, wie alles wegrutschen kann, jeder hat – wie gesagt – sein Päckchen. Vielleicht ist in diesem Fall das mit Slippery Slope gemeint: Rutschbahn. Das würde ich verstehen.
Es ist schauspielerisch wieder eine sehr engagierte Leistung des Metropoltheaters, gestalterisch fast zu „gedrosselt“, zu erzählerisch. Mehr „Frechheit“ der Inszenierung insgesamt kann man sich vorstellen, die junge israelische Autorin Yael Ronen (HIER) denkt eher „frech“, denke ich, siehe den Link vorne und den Link unten. Zweifel inhaltlicher Art (Wie ist der Titel gemeint?) liegen dagegen doch eher am Stück selbst.
HIER zur Information auch der Link zur Stückeseite von Slippery Slope am Maxim Gorki Theater in Berlin. Das Stück „Planet B“ von Yael Ronen (ebenfalls eine Inszenierung am Maxim Gorki Theater, HIER der Link zur Stückeseite) ist übrigens von Deutschlandradio Kultur nominiert für den Preis „Bestes Stück in Berlin/Potsdam 2022/2023“ (der Friedrich Luft Preis, HIER).
Hier noch ein Foto:

© der Fotos: Metropoltheater München/Fotografin: Marie-Laure Briane
Termine: HIER.
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