Ich habe es mir erst jetzt angesehen, die Premiere war schon im März 2021! Ein „kleineres“ Stück im Werkraum, der kleinsten Bühne der Münchner Kammerspiele. Es wird wieder gebracht am 12. und 13. Dezember.
Entwickelt von togoischen Künstler*innen und einem Team der Münchner Kammerspiele, eine „internationale Stückeentwicklung“, heißt es, mit Liveschaltung nach Togo, ein „doku-fiktionales Mash-up aus Schauspiel, Puppenspiel, Comic und Film, die Zeitreise einer futuristischen Geisterjägerin“, heißt es weiter im Programm.
HIER der Link zur Stückeseite auf der Website der Münchner Kammerspiele. Dort finden sich auch zwei kürzere Videos zum Stück.
Kurze Eindrücke:
Zum Thema: Die deutsche Kolonialzeit und das deutsche/bayerische Verhalten bis heute. Die Einführung des Bieres in Togo! Ein bayrisches Unternehmen („Marox“) und seine Geschäfte in Togo! Franz Josef Strauß auf Wildjagd in Togo! Jahre davor die Kolonialzeit mit Massenmorden! Herero etc. Gegen Ende des Abends wird die schöne Marionette von Franz Josef Strauß immer kleiner, bis sie in der Hand von Komi Togbonou verschwindet.
Ästhetisch ist es kein „Ereignis“. Ein schlampiges, völlig chaotisches Bühnenbild. Eine geziegelte Mauer, die die Bühne halb abtrennt, ein langer Tisch, Stühle, Computer, ein Mischpult, Akten, eine Öffnung in der hinteren Bühnenwand, alles Mögliche! Dazu eine Leinwand vorne und eine Leinwand hinten (Togo live!). Auch die Kostümierung ist wild bis lustig! Ein Eishockeyspieler aus Rosenheim (Sponsor „Marox“, das Unternehmen, das in Togo gute Geschäfte macht) neben Komi Togbonou in Kolonialherrentracht und dem pseudoutopischen Zukunftsdress der „Zeitreisenden“. Aber es war passend so an diesem Abend. Es ist ein relativ humorvoller und wilder Abend zu ernstem Thema: Deutschland und seine Kolonialzeit in Togo.
Beeindruckend ist die Puppengestalt von Franz Josef Strauß. Es geht ja vor allem um Franz Josef Strauß, der zur 100-jährigen „Freundschaft“ zwischen Bayern und Togo eben sagte: „Wir Schwarzen müssen zusammenhalten!“. Auch das hier sagte er: „… möchte ich zum Ausdruck bringen … „aftalabofta!“ Da hat er einfach recht! Siehe das Video hier. Einen kurzen Ausschnitt daraus hört man auch in der Inszenierung.
Überzeugend spielt übrigens vor allem auch Nancy Mensah-Offei, die „Zeitreisende“.
SCHNELLES FAZIT: Man merkt: Es ist – bei allem „Wahnsinn“ des kleinen Abends – eine insgesamt „runde Sache“ geworden. Schön, dass man nicht immer alles bitterernst anpackt, auch wenn man die Ernsthaftigkeit des Themas deutlich erkennt! Vielleicht erwischt einen ein solches Thema dann viel eher!
Copyright des Beitragsbildes: Thomas Aurin
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