Das Münchner Residenztheater und die Kritik! Es folgt hier kein Eigenlob, aber eine Vermutung. Sie werden sich wundern, wenn Sie diesen Beitrag lesen. Ich habe mich auch gewundert!
Natürlich mögen es Theater, wenn gut über ihre Inszenierungen berichtet wird. Auch auf Blogs wie meinem. Als großer Theaterfreund berichte ich auch zumeist positiv, zumindest insgesamt immer wohlwollend. Nicht jede Theateraufführung kann aber jedem zusagen! Man möchte und muss als Blogger natürlich ehrlich sein. Dann gibt es das Dilemma: Was macht ein Theater dann, wenn kritisch geschrieben wird? Streicht es die Pressekarten, die es netterweise gibt? Verträgt es die Kritik? Freut es sich über Kritik – denn die Leserschaft der Blogger bleibt nur dann „bei der Stange“, wenn sie sieht: „Der schreibt ehrlich!“
Das Münchner Residenztheater hat auf Kritik in meinem Blog schon mehrfach reagiert. Jetzt stoppen Sie es, mich weiter zu unterstützen.
Erfreulicherweise erkennen seit Jahren AUSNAHMSLOS ALLE Theater, Verlage oder Institutionen bei denen ich jemals – JEMALS – deutschlandweit für Karten oder Rezensionsexemplar oder Ähnliches angefragt habe, diesen Blog als unterstützenswürdig an. Alle! Ich könnte sonst auch nicht so viel berichten. Das ist erfreulich, da zum Beispiel auch die bekannte Plattform http://www.nachtkritik.de darüber schreibt, wie schwer es für Blogger ist, im Theaterbereich als „Pressemedium“ anerkannt zu sein.
Ich rezensiere auch gerne Bücher, die ich lese. Ich bekomme jährlich Karten für das Berliner Theatertreffen. Mache alles mit viel Zeitaufwand und großem Engagement aus Leidenschaft und alles, um meinen Lesern Anregungen zu geben. Ich habe recht viel Zeit und möchte mein Kulturinteresse weitergeben! Fast 600 Beiträge sind es derzeit. Ich schreibe mit dem Interesse daran, Leser durch meine Beiträge anzuregen, sich auch dieses oder ein anderes Theaterstück anzusehen, zu lesen etc. Das ist meine Intention, ich möchte besonders als großer Theaterfreund Theater unterstützen und meinen Lesern mit meinen bescheidenen Beiträgen die Möglichkeit geben, einen ersten Eindruck oder eine Anregung für einen Theaterbesuch zu erhalten. Ich liebe die geistige Offenheit, mit der man ins Theater gehen kann bzw. eher muss. Ich bewundere im Grunde immer das große Engagement der Theaterbühnen, der Schauspieler, es muss und kann dabei nicht immer alles gelingen und jedem gefallen. Alles geht aber nur dann, wenn man (subjektiv) ehrlich schreibt.
Was geschah aber:
- Das Münchner Residenztheater hatte mich schon vor etwa drei Jahren angeschrieben, nachdem ich etwas kritisch von einer Inszenierung des Hauses berichtet hatte. Ob es wirklich an der Kritik lag, weiß ich natürlich nicht. Man sagte mir jedenfalls, man könne mich nicht mehr unterstützen, der Bayerische Rechnungshof würde es nicht zulassen, dass Pressekarten an private Institutionen oder Aktivitäten vergeben werden. Mein Eindruck: Es war eine Art „Warnschuss“ des Münchner Residenztheaters. Denn ich hatte mich beim Bayerischen Rechnungshof erkundigt und erhielt die schriftliche Antwort, selbstverständlich sei es Sache des Theaters, an wen Pressekarten vergeben werden!
- Etwa zwei Jahre später berichtete ich wieder einmal etwas kritischer über eine Inszenierung am Münchner Residenztheater. Wieder wurde ich angeschrieben. Wieder ein “Warnschuss“? Diesmal wurde mein Blog von der derzeitigen Leiterin der Presseabteilung unverschämt angegriffen und diffamiert. „Zu sagen, mein Blog sei Schülerzeitschriftenniveau“, sei für jeden angehenden Journalisten ein “Affront“. So und ähnlich! Ich war sprachlos!
- Letzte Woche nun: Ich berichtete über den Besuch des Stückes „Engel in Amerika“. Diesen Bericht hatte ich mit nachdenklichen Erwägungen eingeleitet. Man las es wohl wieder als direkte Kritik. HIER der Link zu meiner Besprechung. Die Besprechung war kritischer als üblich, keine Frage, aber sie war freundlich und ich wies gerade am Ende des Berichtes darauf hin, dass all die globalen Krisen, von denen wir derzeit stehen, meine zweifelnden Äußerungen vielleicht begründeten. Ich fand nämlich, das Stück (Thema: Amerika in den Achtzigern) passe nicht in unsere momentane Zeit (anders als der bekannte SZ-Kritiker Egbert Tholl es sah). Erneut meldete sich das Münchner Residenztheater! Man können mir nun (ausdrücklich wurde mein Bericht über „Engel in Amerika“ erwähnt) keine Pressekarten mehr zukommen lassen! Ende! Für meine privaten „Ergüsse“ – hieß es dieses Mal – könnten keine Pressekarten mehr vergeben werden. (Wahrscheinlich ärgerte man sich auch darüber, dass mein Diktiersystem bei einer weiteren Anfrage versehentlich den von mir sehr geschätzten Regisseur Thom Luz als “Tom Lutz“ geschrieben hatte und ich es übersehen hatte.)
Fazit: Es ist erstaunlich, dass die teils wahrlich unverschämten Bemerkungen des Münchner Residenztheaters immer dann kamen, wenn ich kritisch berichtete. Natürlich mag das Residenztheater (speziell die Leiterin der Presseabteilung) eine eigene Meinung über meinen Blog oder Blogs insgesamt haben! Natürlich mag man nicht schlechte Kritiken! Klar! „Da könnte ja jeder kommen“, denken sie sich vielleicht auch. Vielleicht mögen Sie auch wirklich nicht mit Bloggern „zusammenarbeiten“. Blogs sind nicht “Presse“, auch klar.
Es geht nicht, dass man meinen Blog nur als bloßes Marketinginstrument und als nette Werbeplattform unterstützt. Er ist keine Werbeplattform. „Werbung ja, aber Kritik oder Nachdenklichkeit nein“ (kein Zitat, sondern meine Zusammenfassung!) – so geht es nicht. Wenn Theater, dann bitte auch mit Kritik oder Nachdenklichkeit. Professionelle Kritik von Pressemedien ist vielleicht einfach versteckter, zurückhaltender. Kritik und Nachdenklichkeit sind aber die Essenz des Theaterwesens!
Sooo viel wird ja nicht über die Inszenierungen am Münchner Residenztheater berichtet. In den (wenigen) Münchner Zeitschriften schon, aber online sehe ich wenige, die schreiben.
Es wäre also eine Gelegenheit gewesen – eine Art „Kooperation“ für Social Media eben – weiterhin locker zu bleiben und mit Freude an (ja meinerseits nie unverschämter) vereinzelter Kritik und Nachdenklichkeit einen Blog als soziale Plattform – moderne Zeiten! – für ja nicht wenige Theaterinteressierte weiterhin zu unterstützen. Oder mit mir einfach über eine Besprechung zu reden.
Das möchte ich also meinen Lesern mitteilen. Das Münchner Residenztheater geht einen eigenen Weg:
Es möchte, vermute ich, Lob – solange galt ich als unterstützungswürdig. Aber mit Kritik kommt man – mein Eindruck – nicht klar! Schade! Neue Blickwinkel, andere Meinungen, darum geht es doch! So schlecht ist der Blog nicht, denke ich, sonst würden ihn nicht alle anderen Verlage und Theater seit Jahren ausnahmslos unterstützen.
Ist das Verhalten des Münchner Residenztheaters ein lockerer Umgang mit Kritik? Ist es das passende Verhalten für ein großes Theaterhaus, mich herablassend zu kritisieren? Meines Erachtens nicht. Vielleicht kommen dort zu viele Blogger und bitten um „Akkreditierung“, also Anerkennung als Pressemedium? Das sehe ich nicht!
Mittlerweile hat sich der Intendant des Residenztheaters, Andreas Beck, bei mir übrigens netterweise für die Beleidigungen entschuldigt! Wenigstens das.
Comment
Finde es auch sehr fragwürdig, wenn so ein renommiertes Theater es nötig hat Kritik oder Theaterbesprechungen zu sanktionieren ….
Keine freiheitliche Demokratische weltoffene Haltung
Schade kann ich nur sagen !!!!!!
Aber wenigstens die Entschuldigung!
Gisela.