Das Buch ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Inger Maria Mahlke hat mit ihrem Roman „Archipel“ den Deutschen Buchpreis 2018 erhalten. Der Preis wird jährlich zur Frankfurter Buchmesse vom Börsenverein des Buchhandels vergeben. HIER die damalige Begründung der Jury.
Meine Bewertung (1-10): 📚📚📚📚📚📚📚📚📚 (9)
Für den Deutschen Buchpreis 2019 gibt es bereits die Longlist. Am 17. September wird die Shortlist bekannt gegeben. Die Preisverleihung 2019 findet dann am 14. Oktober statt. HIER ist die Seite zum Deutschen Buchpreis mit allen Informationen, auch zur Longlist, und mit einem Archiv.
Meine Eindrücke zusammengefasst: Ein sehr interessanter, eigener Schreibstil – wunderbare Beschreibungen einfacher Szenen – langsam Lesen! – schwieriges Thema im Hintergrund, wer kennt schon die Geschichte Spaniens und speziell Teneriffas gut? Darum geht es aber. Folgendes:
Erstens: Alltagsszenen werden geschildert, immer wieder einfache Alltagsszenen, wie wir nun einmal leben. Aus Teneriffa, von heute zurück bis 1919. In kleinen Kapiteln werden immer wieder Blicke auf die Beteiligten Personen und ihre Zustände geworfen. Keine außergewöhnlichen Handlungen, es ist normales Leben, aber wirklich sehr schön erzählt, sehr eigen. Die Wortwahl, der Satzbau, alles etwas besonders. Deswegen: Langsam Lesen! Ein kleiner „Nachteil“: Man hat viele viele Einzelszenen schön beschriebene vor sich, aber nicht einen abgeschlossenen Handlungsstrang. Das macht es etwas schwieriger, dem Buch zu folgen. Ich habe es zweimal gelesen.
Zweitens: Bei diesen Alltagsszenen schwingt alles mit. Und genau so erzählt Inger Maria Mahlke: Inger Maria Mahlke verbindet verschiedene nicht oft zu findende Eigenheiten im Schreib- und Erzählstil. Diese Verbindung schafft – finde ich – einen literarisch gelungenen Roman: Man spürt alle Entwicklungen im Grunde nur hinter den Alltagsszenen, zwischen den Zeilen, in Andeutungen. Das Persönliche und das Politische, ebenso andere Details der Erzählung.
Ein Beispiel bringe ich: Ein Quietschen wird erwähnt und im Grunde zeigen sich darin viele Geschichten:
Erst als Eliseo den Laut hört, ein langgezogenes Quietschen, wird ihm bewusst, dass er es bereits eine Weile kennt. Die Angeln des Gartentors, jedes Mal, wenn er in den Club geht, zu Mittag wieder nach Hause kommt, abends zu seinem Spaziergang aufbricht, das Tor im Dunkeln hinter sich zuzieht. Jedes Mal, wenn Merche, nein, Eulalia, mit Strickjacke und vor der Brust verschränkten Armen Brot holen geht, der Postbote die Post bringt, ein langgezogenes Quietschen, und doch ist Eliseo sicher, es vorher nicht bewusst wahrgenommen zu haben.
Drittens: Man verfolgt viele Jahre eines Familienstammes zurück, ausgehend von Ana und Felipe mit der Tochter Rosa, zurück auf deren Eltern, zurück zum Teil wiederum auf deren Eltern, auch auf ein paar andere Personen in deren Umfeld. Teils ist es nicht leicht, sicher ein Bild von den Personen zu machen, weil man manchmal fast durcheinander kommt. Vergangenheit, Entwicklungen, Erinnerungen, Aktuelles, usw., alles spielt rein.
Viertens: Es geht – auch das meist nur angedeutet – speziell um die Geschichte Spaniens und Teneriffas. Es wird Sinn machen, sich davor oder daneben einen kurzen Überblick darüber zu verschaffen. Etwa HIER. Es geht um Teneriffa im 20. Jahrhundert. Ich lese auf Wikipedia das, was im Buch zum Tragen kommt:
„Die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts waren geprägt von einer fortschreitenden politischen Radikalisierung. 1936 startete der General Franco von Teneriffa aus seinen Putsch gegen die Republik.Der Spanische Bürgerkrieg erreichte Teneriffa nicht; die wirtschaftliche Isolierung unter der Diktatur wirkte sich aber aus. Das einzige Exportgut waren seinerzeit Bananen für das Festland.“
Besonders, wie gesagt, finde ich die Verbindung der Alltagsszenen mit den Eindrücken, um die es eigentlich geht. Mir hat das Langsam Lesen geholfen, das mir auch den immer wieder so schön eigenen Schreibstl deutlich machte.
HIER ein chart über die familiären Beziehungen der beteiligten Personen untereinander, wie ich es oft mache (lässt sich auf meinem IPad nicht gut öffnen, wohl weil es eine Word-Datei ist). Es lohnt sich, das Chart daneben zu legen:
Einige Rezensionen zu dem Roman liest man im Übrigen auf http://www.perlentaucher.de, HIER.
HIER der Link zur Website des Rowohlt Verlages zum Buch.
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