Den Film „Harold und Maude“ kennt jeder, der in den Siebzigern (oder später) Filme gesehen hat. Man weiß auch, worum es geht: Der junge Harold (aus bestem Hause) verliebt sich in die alte verrückte Dame Maude. Die Musik des Films kennt man auch: Der bekannte Soundtrack von Cat Stevens.
Harold und Maude ist derzeit – für kurze Zeit noch – am Münchner Zentraltheater als Theaterstück zu sehen. Ich hatte schon kürzlich über das Münchner Zentraltheater in der Paul-Heyse-Straße geschrieben. Die kleine Bühne des Zentraltheaters ermöglicht es, die schauspielerischen Leistungen unmittelbarer zu erleben, als es an den großen Theater je möglich ist. Auch dieses Mal war es wieder ein sehr gelungener Abend.
Das liegt zum einen an der so schöne Geschichte von Harold und Maude. Harold mag das vornehme Leben seiner Familie ja nicht, will sich ständig abgrenzen, sich von seiner Mutter lösen. Er inszeniert Selbstmorde – vor allem, wenn es darum geht, dass er verheiratet werden soll. Er besucht Beerdigungen von Menschen, die er nicht kennt. So trifft er Maude. Er lernt sie mehr und mehr kennen und lieben. Es ist ja so: Harold antwortet auf das Leben, das er nicht mag, mit seinem Hang zum Tod, weiß offenbar keinen anderen Ausweg, Maude hat sicher in ihrem Leben auch gesehen, dass sie das Leben nicht unbedingt immer lieben kann (sie hat eine Nummer aus dem KZ am Arm), sie liebt aber das Leben. Das ist ihre Antwort, indem sie völlig eigen nur „ihr Ding macht“, alles andere nicht so wichtig nimmt. Harold will Maude schließlich sogar heiraten.
Wirklich sehr überzeugend spielen Connor Krause (HIER) Harold und Carla Becker (HIER) Maude. Es wird nicht leicht sein, die Gefühlslagen beider so überzeugend auf die Bühne zu bringen! Die Zuneigung und Liebe, die sie zueinander entwickeln. Die Distanziertheit, die Harold zunächst dem Leben gegenüber aufweist, seine Ratlosigkeit. Die Unbekümmertheit, die Maude gegenüber dem Leben aufweist. Ihre „Verrücktheit“. Yana Robin la Baume dagegen spielt alle weiteren, meist kurz erscheinenden Personen des Stückes: Harolds Mutter, die von der Mutter ausgesuchten Heiratskandidatinnen, einen Pastor, einen Polizisten … Sie hat insoweit nicht die Möglichkeit, mit einer einzigen Rolle zu überzeugen. Sie stürzt schnell immer wieder in eine der anderen Rollen und bringt diese jeweils pointiert (mir zu pointiert) auf die Bühne. Es besteht andererseits auch wiederum eine gewisse Balance zwischen der übertriebenen Pointiertheit der Personen, die um Harold und Maude herum erscheinen und Harold und Maude selbst. Über Harold und Maude selbst heißt es: „ … melancholische Poesie und Zärtlichkeit …“. Das zeigen die anderen Personen des Stückes eben gerade nicht.
Man kann diesen schönen Abend mit tief schürfenden Gedanken über sein Leben verlassen. Harold und Maude – ein leichtes Stück mit Tiefgang.
Hier einer der Songs von Cat Stevens mit Ausschnitten aus dem Kultfilm “Harold und Maude“:
Hier noch schöne Ausschnitte aus dem Film:
HIER ist der Link zur Website des Münchner Zentraltheaters. Das Stück läuft noch am 19. und am 20. April.
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