Ich habe es mir auf eine Empfehlung hin angesehen, klassische Opern sind ja an sich nicht mein Thema und nicht Thema dieses Blogs. Ernst Krenek‘s „Karl V.“ ist aber keine klassische Oper, es ist ein – heißt es – „Bühnenwerk mit Musik“, hätte also geradezu auch Theaterelemente, sagte man mir.
Das „Bühnenwerk mit Musik“ wird seit Februar 2019 in unregelmäßigen Abständen am Nationaltheater München gezeigt und ist nun erneut – es folgen in Kürze und im Oktober wieder Aufführungen des Stückes (HIER die nächsten Termine) – im Rahmen der Münchner Opernfestspiele zu sehen.
Es wurde kein leichter, aber ein durchaus beeindruckender Abend. Zum einen war mir bislang das Leben von Karl V. kaum bekannt. Zum anderen handelt es sich bei dem Bühnenwerk von Ernst Krenek um ein Werk der Zwölftonmusik. Es gab also auch zwei zentrale Fragen: Wer war eigentlich Karl V.? Und was ist eigentlich Zwölftonmusik genau genommen?
Nun, zunächst zur zweiten Frage: Die Zwölftonmusik. Natürlich denkt man zunächst an Arnold Schönberg, den Begründer der Zwölftonmusik in den Jahren um 1920. Aber es gab eben auch Mitstreiter. Einer davon war – eher am Rande – Ernst Krenek. Karl V. ist die erste „Oper“ in Zwölftonmusik geworden. Eine schöne Erklärung der Methode der Zwölftonmusik gibt anlässlich der Aufführung von „Karl V.“ das Nationaltheater in DIESEM Video. Wie sich die „Oper“ dann anhört? Einen Trailer zu Karl V., in dem man einen kurzen Eindruck von der Musik erhält, gibt es HIER. Schwierig, aber interessant.
Und wer war Karl V.? Es ist ja alles erst wenige Jahrhunderte her! Mein Gott, was sind schon 500 Jahre! Karl lebte 1500 – 1558. Nicht weit weg von Shakespeares Zeiten, der ja die Theaterwelt heute auch noch prägt. Shakespeare lebte 1564 – 1616. HIER ein schönes, erklärendes Video des ZDF zur Bedeutung Karls V. Er war ja ein Weltherrscher, der den katholischen Glauben weltweit verbreiten wollte. Und es war die Zeit Luthers, der Reformation. Alle vom ZDF im obigen Video genannten Elemente finden sich auch in Ernst Kreneks Bühnenwerk „Karl V.“ Dort geht es ja um das Leben von Karl V., darum, dass Karl V. vor seinem Tod gegenüber einem jungen Mönch sein Leben und sein Werk noch einmal Revue passieren lässt und sich rechtfertigt, als eine Übung seiner noch bevorstehenden Rechtfertigung vor dem Jüngsten Gericht. Zusätzlich zu dem, was im Video des ZDF erklärt wird, geht es in Krenek’s Werk auch noch um den Krieg mit Frankreich. Darauf geht das Video garnicht ein.
HIER übrigens noch etwas: Ein Video mit den bekannten Playmobilfiguren zum Inhalt von Krenek’s „Oper“ Karl V. Wieder einmal gut gemacht.
Mit all diesen Videos ist man wirklich bestens vorbereitet. Weitere Informationen mit viel Bildmaterial zur Inszenierung von „Karl V.“ findet man auf der WEBSITE der Bayerischen Staatsoper.
Es ist eine Inszenierung des Spaniers Carlus Padrissa, der weltweit meist Opern inszeniert. Er ist Mitbegründer des Performance-Kollektivs La Fura Dels Baus. HIER die Website des Kollektivs. Auch Marc Molinos, der für das bei der Inszenierung nicht unwichtige Videodesign von „Karl V.“ verantwortlich ist, arbeitet eng mit diesem Kollektiv zusammen. Die Inszenierungen von Carlus Padrissa werden auch schon mal als „visueller Overkill“ bezeichnet. HIER etwa, von BR Klassik.
So war es auch bei „Karl V.“. Teilweise gewaltig schöne Bilder. Fast jedes einzelne Bühnenbild – und es gab wahrlich viele Einzelbilder – wäre es für sich wert gewesen, es länger zu betrachten. Meistens sehr abstrakt gehalten, hoch geschmackvoll, beeindruckend! Nicht nur die riesigen Videos im Hintergrund – oft riesige abstrakte Wandbilder -, nein auch die Gestaltungen auf der Bühne. Sie vergingen fast zu schnell. Dennoch ist für mich fraglich, warum das sein muss. Meines Erachtens leiden sogar Musik und Inhalt darunter, zumal die Zwölftonmusik durchaus anstrengend sein kann. Ich habe teilweise auch nicht die Zusammenhänge zwischen Bühnenbild und Inszenierung und Inhalt erkennen können. Alles gigantisch. Gut, Karl V. dachte auch gigantisch, aber eben zu gigantisch. In seinem Reich sollte die Sonne nie untergehen.
Die Kostümierung der Mitwirkenden und die Erscheinung von Karl V. war mir dabei ein völliges Rätsel. Warum hat Karl V. denn wie ein Punk fünf Hörner auf dem Kopf (siehe das Beitragsbild oben)? Und ich als Theaterfreund würde sagen: Karl V. wurde in seiner Erscheinung zu monoton dargestellt. Er schleicht im Grunde durchgehend als leidender alter Mann über die Bühne.
Also: Wenn man sich für Karl V. und die Zwölftonmusik interessieren will und wenn man den visuellen Overkill von La Fura Dels Baus erleben will, lohnt es sich allemal. Hier noch zwei Bilder der Inszenierung:
©️ Wilfried Hösl
©️ Wilfried Hösl
©️ des Beitragsbildes oben: Auch Wilfried Hösl
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