Es war die 20. Premiere in dieser Spielzeit, alle drei Bühnen der Münchner Kammerspiele inbegriffen! 1887 wurde August Strindbergs „Der Vater“ uraufgeführt. Jetzt hat es Nicolas Stemann in München auf die Bühne des großen Spielhauses der Kammerspiele („Kammer 1“) gebracht. Auf den ersten Blick eine unspannende Wahl. August Strindberg ist übrigens vor fast exakt 106 Jahren, am 14. Mai 1912 in Stockholm gestorben. Ich habe das Stück gesehen und gelesen.
Auch das (kurze) „Drama“ liest sich auf den ersten Blick harmlos und unspektakulär. Eine banale Geschichte, wonach die Frau des Rittmeisters es schafft, ihn durch ihre starke weibliche Stellung in den Tod zu treiben. Aufhänger der Geschichte ist, dass der Vater unsicher wird, ob er wirklich der Vater der „Tochter“ Berta ist. Und Aufhänger ist, dass seine Frau Laura der Tochter Berta eine andere Ausbildung zukommen lassen möchte, als der Vater. Er kommt damit nicht zurecht. Doch das ist nur der erste Blick. Schon das Buch enthält interessante Aussagen zum Verhältnis Mann – Frau.
Es ist sicherlich nicht leicht, vor allem diesen zweiten, tieferen Blick auf das Verhältnis Mann – Frau auf die Bühne zu bringen. Nicolas Stemann hat es mit gemischtem Erfolg, wie ich finde, versucht. „Feminismus“ sagt man heute schnell. Gleichzeitig ist aber alles immer auch eine Frage des Patriarchats. Man denke da nur an die Sicht islamisch denkender Menschen auf die Rolle der Frau! Ein Riesenthema. August Strindberg hat das Stück wohl so verstanden, dass es „antifeministisch“ genannt werden konnte. Der Mann das Opfer, der „Sklave“, wie der Rittmeister sagt. Strindberg redet aber auch über einen sehr psychologischen Ansatz: Der Mann und die Mutter und der Mann, der sein Leben lang versucht, etwas zu machen, um sich zu beweisen. Er sagt:
„Ich, der in der Kaserne und vor der Truppe der Befehlende war, ich war bei dir der Gehorchende und ich wuchs an dir, ich sah zu dir auf wie zu einem höher begabten Wesen und ich hörte auf dich, als wäre ich dein unverständiges Kind.
Copyright des Beitragsbildes: Thomas Aurin
Leave A Reply