Mit Lion Feuchtwanger kann mir keiner mehr kommen! Nach dem schmalen Bändchen Erfolg habe ich jetzt noch das Heftchen Exil von ihm gelesen. Zwei Teile seiner Kurzgeschichtentrilogie Wartesaal. Und das alles wegen der Inszenierung des Stückes „Wartesaal“ von Stefan Pucher an den …. Münchner Kammerspielen natürlich. Nächste Woche gehe ich hin.
Ist ja ohnehin interessant: Am vergangenen Donnerstag, 14.12.2017, war Premiere des Stückes Trommeln in der Nacht von Bertolt Brecht (HIER mein Blogbeitrag) und jetzt kommt eben Lion Feuchtwanger. Beide kannten sich nämlich, waren gute Freunde. Es gibt ein Buch über ihre Freundschaft: „Sunset“ von Klaus Modick (HIER eine Besprechung des Buches aus 2011 vom Deutschlandfunk Kultur).
Bertolt Brecht bat damals in München Lion Feuchtwanger, sein Werk „Trommeln in der Nacht“ einmal zu lesen. Es hatte damals noch den Titel „Spartacus“. Feuchtwanger war begeistert und seine Frau Marta regte damals an, Brechts Stück „Trommeln in der Nacht“ zu nennen. Also interessant, dass beide jetzt in den Kammerspielen inszeniert werden.
Zum Buch „Exil“ von Lion Feuchtwanger: Das Buch „Erfolg“ (HIER mein kleiner Blogbeitrag dazu) hatte mir besser gefallen! Dort geht es ja um München – das ich natürlich gut kenne – nach dem ersten Weltkrieg, das Aufkommen des Nationalsozialismus. Ich finde, dort werden die Verhältnisse unglaublich dicht und gut erkennbar beschrieben. Man erkennt sehr gut die damaligen Verhältnisse. Auch die Personen sind sehr interessant ausgewählt. Man lernt fast über die Bayern! Dieses gemütliche Bauernvolk. Man ist voll drin.
Im Buch „Exil“ geht es dagegen um die Verhältnisse deutsche Exilanten in Paris. Etwa zur gleichen Zeit, nach dem I. Weltkrieg. Auch Marta und Lion Feuchtwanger lebten ja einige Jahre in Frankreich, bevor sie nach Amerika übersiedelten. Es fiel mir bei „Exil“ etwas schwerer, die Personen wirklich zu verstehen, reinzukommen. Auffallend aber, dass eine fast maximal breit gefächerte Personenkonstellation beschrieben wurde: Juden – Nazis – ein Deutscher, der den Nazis nahestehen wollte, aber mit einer Halbjüdin befreundet war – ein jüdischer Junge, der aus Überzeugung gerne in der Sowjetunion leben wollte – ein jüdischer Geschäftsmann, dessen Tochter noch in Deutschland festsaß – ein Exilant, der in der Schweiz von den Nazis verschleppt wurde – Künstler, Politiker, Journalisten – ein Exilant, der es schaffen wollte, dass sich ein bedrohlicher Nazi seiner atteaktiven jüdischen Freundin annäherte, um ihn in Verruf zu bringen – und und und. Alles dabei.
Und daneben eben zurzeit Bertolt Brecht mit einer wieder anderen Sicht: Der Sicht auf einen Kriegsheimkehrer. Man kommt rum in der damaligen Zeit.
Aber man braucht etwas Zeit für diese niedlichen Kurzgeschichten „Erfolg“ und „Exil“ von Lion Feuchtwanger. Hemingway liest sich schneller!
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