Forced Entertainment (HIER), die Performance Gruppe aus Sheffield, wurde 1994 gegründet. Das „Stück“ Real Magic wurde als eines der zehn „bemerkenswertesten Stücke“ des Jahres zum Theatertreffen eingeladen. Das Stück wird in Berlin am HAU (Hebbel am Ufer) gezeigt. Als erste Kompanie erhielt Forced Entertaiment übrigens im März 2016 den „International Ibsen Award“, einen der renommiertesten Theaterpreise weltweit (den es aber erst seit 2007 gibt). Der Preis wurde bisher nur an einzelne Protagonisten der Theaterwelt wie Heiner Goebbels, Peter Handke oder Ariane Mnouchkine verliehen. Soviel zur Stellung von Forced Entertainment in der Theaterwelt. Mit Real Magic scheint es – sagt der künstlerische Leiter der Truppe, Tim Etchell -, als seien sie „zum ersten Mal auf zuvor unerreichte Weise zu dem vorgestoßen, was sie mit Forced Entertainment eigentlich wollen„, und als hätten sie hier ihr „Anliegen endlich auf den Punkt gebracht„.
Eine Schleife der permanenten Wiederholung ist es. Immer wieder die gleiche Szene. Gut 50 mal. Es könnte auch Straßentheater sein, das man sich endlos anschaut. Ganz einfach. Es amüsiert, man lacht, es wird immer absurder und zeigt immer mehr die Tatsache, dass alle drei Darsteller gefangen sind. Und dann geht man weiter. Fürchterlich gefangen lässt man sie dann zurück, in der immer gleichen Szene. Sie versuchen es ständig, kommen aber nicht heraus aus der Situation. Alle drei spielen ihren Part – als ModeratorIn, als KandidatIn oder als der denkende Richard – in immer etwas anderer Verfassung. Mal angestrengt, mal lässig, mal stolz (dass der Andere es nicht erraten hat), mal wichtigtuerisch, mal traurig (dass der Andere es nicht erraten hat), mal hektisch und so weiter und so weiter. Es hilft nichts! Sie sind alle drei gefangen in einer vollig illusorischen Szene, Sie stehen vor einer unlösbaren Aufgabe, ohne es so zu sehen: „Richard is now thinking of a word. ….. Are you ready? What is the word Richard is thinking of?“, fragt der Moderator. „You have three chances!“. Die Szene einer TV-Show, die immer wieder dargestellt wird. Immer mit dem Moderator, einem Kandidaten und Richard. Mehr nicht.
Gefangen, absurd, ein ständiges Versuchen, eine unlösbare Aufgabe, dennoch sind alle drei ständig emotional voll dabei. Eine endlose Vergeblichkeit. Es werden immer die gleichen Antworten. Das Lösungswort wird der Kandidatin sogar einmal vom „Denkenden“ auf dem großen Schild, das der Denkende immer bei sich hat, gezeigt. Die Kandidatin bleibt aber bei ihren drei falschen Antworten. Natürlich liegt der Vergleich mit dem Leben, mit der Welt nahe. Tim Etchell nennt den Kapitalismus, die Globalisierung, Fremdenfeindlichkeit. Auch Beckett wird von Tim Etchell genannt. Ich selber dachte an persönliche Gefangenheit. An die Unmöglichkeit, jemand anderen jemals zu verstehen. Schwer genug! Aber es war mehr, das wäre zu banal gedacht. Es berührt das ganze Leben, die Welt, das Sein. Große Worte, aber sie kommen wahrlich mit dieser einen banalen Szene diesen Punkten nahe. Ohne ein Theaterstück. Wieder können wir nur sagen: Take it easy!
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