Teresa Präauer ist eine junge, 37-jährige österreichische Schriftstellerin. In der ZEIT war kürzlich ein längerer Bericht über sie und ihr neues Buch „Oh Schimmi“ zu lesen. Sie ist bildende Künstlerin und Schriftstellerin, „von Realismus“ – schreibt die ZEIT – „hält sie wenig“. Gerade das ist reizvoll. Es muss nicht immer alles wahr, authentisch, autobiografisch, historisch oder schön recherchiert sein. Die ZEIT schreibt weiter: „Verrückt, verstörend, sehr komisch und auch tragisch, ein virtuoser Sprachexzess mitten aus unserer Gegenwart – und doch tatsächlich das absolute Gegenprogramm zur gängigen Literatur von heute.“
Schimmi heißt Jimmy. Er lebt mit seiner – halbseidenen – Mutter (er sagt manchmal „Motter“) in einem nicht näher verorteten Hochhausturm, soll immerzu Tierfilme gucken, liebt Süßes, das ihm aus Krankheitsgründen verboten ist, und wählt Abzocke-Sexnummern aus dem TV (Zindy: „Ruf mich an!“), bis die Mama das Handy einzieht. Das Apartment darf er, behindert, wie er ist, nicht verlassen, also startet er eher bemitleidenswerte Ausbruchsversuche, die früher oder später grandios scheitern. Eine Asiatin namens Maguro hat er aus dem Nagelstudio entführt und hält sie unter seinem Bett gefesselt, ernährt sie mit Marshmallows und Cola. Besessen ist Schimmi („Isch bin ein Multitalent!„) von Konsum und Sex und von Ninni, die in einem anderen Hochhausturm in Sichtweite lebt. Man erfährt Einiges aus seiner Sicht über seine Lebenssituation. Über seinen Vater und den Stiefvater etwa. Das schöne Ende des ZEIT – Artikels (von Alexander Camann): „Es ist ein ironischer Spiegel, den Präauer unserer Epoche vorhält, zwischen autistischer Not und phrasenhafter Großkotzigkeit.“
Copyright des Beitragsbildes: Thomas Langdon, Wallstein Verlag
Hier ein Foto aus dem Buch als kleine Leseprobe, die den Schreibstil dieses angenehm verrückten und doch realistischen Buches zeigt: Schimmi kommt gerade in die Diskothek XXL und findet sich – natürlich völlig zu unrecht – wahnsinnig cool. Etwas später fliegt er wieder heraus.
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