Wieder hatte ich Zeit, mich einem Thema zu widmen: So, wie sich Umweltzerstörung wahrlich nicht mehr als Gespinst wegdiskutieren lässt, lässt sich auch ein anderes globales Phänomen – das allerdings noch ein Schattendasein führt – nicht wegdiskutieren. Und so, wie die Umweltprobleme zu uns kommen, werden uns auch Probleme aus dem anderen Phänomen einholen. Die Flüchtlingskrise ist ein Element davon.
Es geht darum: Die wohlhabende Welt lebt auf Kosten der armen Welt. „Neben uns die Sinflut“ war ein sehr interessantes Gespräch der Journalistin Franziska Augstein (Süddeutsche Zeitung) mit dem Soziologen Stephan Lessenich über sein neues Buch „Neben uns die Sinflut“. Es fand wieder statt in den sehr global denkenden Kammerspielen. Zum Inhalt des Buches und des Gespräches: Wer zahlt den Preis für unseren westlichen Wohlstand in der globalisierten und zunehmend kapitalisierten Welt? Dem Westen – dem reichen Norden – geht es gut, weil es den meisten Menschen anderswo – im armen Süden – schlecht geht. Augen auf! Wir „externalisieren“ möglichst viel von dem, was den Wohlstand stört. Etwa Umweltprobleme. Wir machen andere Länder platt und sagen: Naja, dort herrschen ja katastrophale Zustände. Aber wir wissen es alle: Wir holen uns etwa die Rohstoffe aus den armen Ländern, um selber gut leben zu können. Etwa Silizium für unsere Handys, Bauxit für die Aluminiumherstellung etc. Wir lassen oft auch schmutzig und zur Not völlig umweltschädlich in den armen Ländern produzieren – um selber schön leben zu können. Armut, Schmutz, Sozoialprobleme, Abfall, Ungerechtigkeit etc. werden systematisch ausgelagert, der westliche Anteil an dieser Praxis wird verdrängt. Auch nach Lessenichs Auffassung wird das künftig mehr und mehr zurückschlagen. In seiner neusten Publikation bietet der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Stephan Lessenich eine Analyse dieser Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnisse der globalisierten Wirtschaft. Aber was kann man machen? Eine schwere Frage. Ich meine: Erst einmal aufklären und Bewusstsein schaffen: Angesprochen wurde auch: Politisch werden, individuell handeln … Die Diskssion war ein Beitrag zu diesen Ansätzen. Das Buch ist sehr lesenswert und zeigt viele Beispiele.