Es war, wie gesagt, ein Abend, der sehr im Kontrast stand zum vergangenen Abend mit der Inszenierung von “Dekalog“ am Residenztheater. Es war alles andere als herkömmlich. Insgesamt ist es gut gemacht, aber wahrlich nicht leicht verständlich. Man kann aber jedenfalls Freude haben an der sehr eigenwilligen Behandlung der Thematik, der Kostümierung, der Bühne und den SchauspielerInnen. An den Leistungen der SchauspielerInnen! So entwickelt sich ein konsequenter Abend!
Regie hatte erneut Pinar Karabulut. Sie hat ja derzeit an den Kammerspielen noch Regie bei “Like Lovers Do“. Pinar Karabulut bevorzugt sehr farbenfrohe, sehr eigenwillige, sehr abstrakt wirkende, sehr phantasievolle Darstellungen. Der Abend hat dementsprechend den Untertitel: „Ein Abend gegen deine spießbürgerlichen Phantasien, deine Lebenslügen und deine Kompromisse – nach Texten von Gisela Elsner“.
„Der Sprung vom Elfenbeinturm“ ist nicht im Geringsten die Erzählung einer „Geschichte“ – bei „Dekalog“ am Residenztheater waren es ja 10 recht nachvollziehbar erzählte „Geschichten“ oder „Situationen“. „Der Sprung vom Elfenbeinturm“ ist eher eine sehr verrückt gestaltete Revue von Gedanken der 1992 in München durch ihren Freitod gestorbenen Autorin Gisela Elsner. Gisela Elsner war überzeugte Kommunistin, Feministin, Gesellschaftskritikerin der Zeit des Nachkriegsdeutschland. Drei fast absurde Teile hat der Abend, mit Bezug zu den immer kritischen, vielleicht auch satirischen Romanen „Fliegeralarm“, „Heiligblut“ und „Berührungsverbot“. Verzerrt und fast überlagert werden diese drei Teile und damit die Blicke auf Gisela Elsner allerdings von der so verspielten Regiearbeit von Pinar Karabulut. Aber es passt irgendwie!
Sehr gelungen ist meines Erachtens vor allem der eingespielte fast eine halbe Stunde lange Film im dritten Teil, in dem die Zusammenkunft verschiedener Personen in einer Wohnung für eine Sexparty gezeigt wird. Filmisch und schauspielerisch sehr besonders und wunderbar! Schauspielerisch sehr gut!
Mein Fazit: Gelungen, konsequent überzeichnend, leider stark überfrachtet mit vielen verschiedenen Gedanken. Elfriede-Jelinek-ähnlich! Man käme Gisela Elsner im Nachgang wohl besser durch das Lesen ihrer Werke näher – oder indem man sich den Abend noch einmal ansieht. Auch wenn nicht alles überzeugt. Etwas langatmig ist etwa der lange Monolog von Stefan Merki zu „Schrauben“, in dem man sich doch fragen konnte: Warum? Trotzdem.
Hier noch zwei Bilder:


Copyright der Bilder: Emma Szabó
Und HIER der Link zur Stückeseite auf der Website der Münchner Kammerspiele.
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