Vorgestern, Samstag, 09. Oktober 2021, war Premiere an den Münchner Kammerspielen. LIKE LOVERS DO ist ein Text von Sivan Ben Yishai, der 1978 in Tel Aviv geborenen Autorin und Regisseurin, die seit einigen Jahren (2012) in Berlin lebt. Sie schreibt meist rohe, brutale Texte – scheint mir (so gut kenne ich sie nicht) – über die Rollenzuschreibungen von Mann und Frau vor allem, über das Sexuelle.
Die Inszenierung hier an den Münchner Kammerspielen war ein weiterer Versuch, einen ihrer Text auf die Bühne zu bringen. Nicht leicht, da bei diesen Texten im Grunde in keinster Weise erkennbar ist, dass man sie als Theaterstück bringen kann. Es ist ein Text, kein Theaterstück. Texte von Sivan Ben Yishai sind aber schon oft auf die Bühne gekommen. Mehrfach in Berlin (Deutsches Theater Berlin, Maxim Gorki Theater), auch in Bochum, Lübeck, Mühlhem, Stuttgart, auch schon in München an den Kammerspielen (HIER ein Video dazu, „Liebe, eine argumentative Übung“).
„Like Lovers Do“ ist wieder ein schlichtweg extremer, ein roher und immer wieder geballt brutaler und gnadenloser Text, der für die Inszenierung an den Münchner Kammerspielen offenbar durch eine bunte und fast albern futuristisch wirkende „Kinderatmosphäre“ auf der Bühne, dann teils durch die Aktionen der SchauspielerInnen und dann noch durch eine manchmal irgendwie auch fast etwas lächerlich wirkende Albernheit des Textes (trotz aller Brutalität) mit Leichtigkeit aufgefangen werden soll. Siehe das Beitragsbild oben. Anders wird es auch kaum gehen, der Text ist zu heftig, pornographisch geradezu.
Der Zuschauerraum war übrigens auffallend – fast durchgängig – von jungen Zuschauern besetzt! Kennen Sie Sivan Ben Yishai? Interessiert Sie das Thema? Kommen sie wegen der jungen Regisseurin Pinar Karabulut? Oder kommen sie wegen der Kombination der beiden schon jeweils für sich gesehen recht extremen Personen: Der Autorin Sivan Ben Yishai und der Regisseurin Pinar Karabulut? Oder einfach wegen der Buntheit der Inszenierung?
Sivan Ben Yisha jedenfalls legt mit diesem Text nicht nur irgendwie „den Finger in die Wunde“, sondern zeigt in ihm ganz extrem und ganz direkt viele viele Dinge, die einfach Realität sind. Tief in uns allen sitzende Rollenzuschreibungen! Thematisiert wird alles extrem an sexuellem Missbrauch, Gewalt, Männerrollen, Frauenrollen, Vergewaltigungen, Porno, Morde … Brutalste Verhaltensweisen zwischen Mann und Frau, es geht aber auch um Wünsche, Erwartungen, das Verhalten der Frauen. Sie will in diesem „zerrissenen“ Text letztlich die Zeit zurückdrehen, Jahrhunderte zurück, es hätte doch alles anders werden können. Der Text rauscht natürlich leider ein wenig an einem vorbei, es ist alles sehr viel. Akustisch ist er leider auch nicht immer gut zu verstehen. Es ist auch schnell und viel. Schauspielerisch verschwinden die SchauspielerInnen fast hinter ihren futuristischen – oder: auch wieder etwas albernen – Aufmachungen.
Hier noch ein Foto:

Fazit: Es ist immer interessant, all diese Dinge mit anderen Augen zu sehen, man weitet ja seinen Blick. So extrem und so geballt wie in diesem Text, findet man eine subjektive Sichtweise aber fast selten. Man kann das Stück als Anlass nehmen, Texte von Sivan Ben Yishai zu lesen! Dann kann man sich noch länger mit ihren Texten auseinandersetzen!
Die Regisseurin Pinar Karabulut wird übrigens mit „Der Sprung vom Elfenbeinturm“ schon Ende Oktober eine weitere Premiere An den Münchner Kammerspielen haben. HIER der Link zur Stückeseite von „Der Sprung vom Elfenbeinturm“.
HIER der Link zur Stückeseite von „Like Lovers Do“ mit weiterem Material und einer Einführung.
HIER der Link zur persönlichen Website von Sivan Ben Yisha.
Copyright der Beitragsbilder: Krafft Angerer
Leave A Reply