Vor Jahren hatte ich den Roman „Oh Schimmi“ von Teresa Präauer gelesen und im Blog hierüber geschrieben. HIER der damalige Beitrag. Diese verrückte, lustige und ironische Erzählung eines „Taugenichts“ war eine schöne Entdeckung! Deshalb habe ich mir nun ihr neues Buch „Das Glück ist eine Bohne“ besorgt und habe es gelesen. Ich habe aber selten von ein- und dem/derselben Schriftsteller/in so unterschiedliche Bücher gelesen.
„Das Glück ist eine Bohne“ ist – im Gegensatz zur humorvollen Erzählung „Oh Schimmi“ – eine Sammlung vieler kleiner „Beobachtungen“. Es sind 82 kleine Texte von oft nur zwei Seiten, mal vier, mal fünf etc. Allein deshalb liest es sich natürlich leicht, man kann es immer wieder weglegen, ohne den Faden zu verlieren. Es gibt keinen roten Faden, der die einzelnen Texte zusammenhält. Doch, man könnte sagen: Teresa Präauer hat gestöbert und geschrieben. Sie hat in ihren Erinnerungen gestöbert und ebenso in YouTube, im Fernsehen, auf Netflix, im Internet, sie schafft dann aus irgendeiner Beobachtung heraus Verbindungen zu Musikstücken, erwähnt Künstler, erwähnt andere mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten … Das ist der rote Faden. HIER der Link zu einer Leseprobe, gelesen von Teresa Präauer.
Die Sprache der Texte ist leider längst nicht mehr so verrückt und humorvoll wie in der Erzählung „Oh Schimmi“. Teresa Präauer ist eben etwa fünf Jahre älter geworden, 42 Jahre alt ist sie heute. Man spürt es in ihren Beschreibungen, ihrer Sprache. Es mischen sich Sätze ein wie: „Die Angelegenheit ist, bei gleichzeitig repetitiv strukturierter Einfachheit des vorliegenden Textmaterials, komplex.“ (Seite 123). Puh, das ist nicht schön zu lesen. Ich habe selten das offenbar – zumindest im Schreibstil – recht schnell gegangene Älterwerden eines/r SchriftstellerIn so deutlich gemerkt! Das, was sie beschreibt, wirkt längst nicht mehr verrückt, leicht, abstrus und locker, auch nicht so lustig und ironisch wie die Erzählung „Oh Schimmi“. Schade!
Es sind in „Das Glück ist eine Bohne“ auch nicht nur aktuelle „Beobachtungen“. Viele ihrer kurzen Texte knüpfen an – wie gesagt – sehr persönliche Erinnerungen an. Das macht es dem Leser nicht leicht. Teresa Präauer hat dann natürlich ihre Vergangenheit sehr genau vor Augen, aber nur in ihr schwingt die Erinnerung, im Leser nicht.
Fast unangenehm übertrieben ist leider, finde ich, die Erzählung mit dem Titel „Aufgewachsen in Bibliotheken“. Teresa Präauer schildert dort, wie sehr sie im Grunde – was Bücher angeht – prädestiniert sei. Vieles mag stimmen, aber muss man das so herausstellen? Sie sei nicht nur in einer Bibliothek gezeugt worden, ihr Vater sei dort nicht nur Archivar gewesen, ihre Mutter sei nicht nur literaturbegeistert und “Leseratte“ gewesen, Teresa Präauer sei nicht nur in der Bibliothek aufgewachsen, sie habe dann nicht nur auch, als sie größer geworden war, viel Zeit in der Bibliothek verbracht, nein, sie habe sogar lesen können bevor sie sprechen habe können! Und sie habe sogar, bevor sie lesen konnte, „einen guten Satzspiegel von einem weniger guten unterscheiden“ können. Ein Wunderkind!
Und in den vielen kurzen Texten ist es oftmals schwer, sich die Situation jeweils gut vorzustellen, die sie beschreibt. Neben zahlreichen Texten zu Erinnerungen aus ferneren Zeiten bringt sie anfangs etwa Texte zu ihrem einjährigen Aufenthalt in Amerika vor wenigen Jahren. Auch hier enthalten die Texte genaue Beschreibungen von irgendetwas, was sie erlebt hat, oder von irgendwem, den/die man selber ja nicht kennt, oftmals verbunden mit ihren Gedanken dazu. Man fragt sich leider manchmal: Was interessiert mich das? Oft verbindet sie ihre Beschreibungen kurz mit – manchmal recht komplizierten – allgemeineren Gedanken und Interpretation, die man im Grunde nur versteht, wenn man das, worüber sie schreibt, genau vor Augen hätte. Das fehlt leider oft.
Das Buch ist also kein leichter „Schmöker“, man kann sich aber durch viele meist kurze Gedanken, Erinnerungen und Fundstücke aus der medialen Welt treiben lassen, auch das mag gefallen.
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