Erst das Buch, dann unten dazu etwas Musik. Es ist ein erstaunliches Buch, das ich empfehlen kann. Ich finde es lesenswert. Meine Bewertung (1 – 10): 📚📚📚📚📚📚📚📚 (9)
Es ist eine recht besondere Art der Darstellung, es ist ein recht besonderer Schreibstil, es verbleibt ein recht besonderes Gefühl. Verschiedene Personen – die alle im ersten der drei Kapitel dargestellt werden – entwickeln sich im Roman sehr unterschiedlich, kommen aber zum Teil zusammen.. Man braucht Zeit für das Buch (ca. 700 Seiten), aber man möchte ständig weiter lesen, denke ich.
Wegen der inhaltlichen und stilistischen, der erzählerischen Qualität, es hat wenige „Durchhänger“. Alles ist im Präsensstil geschrieben, was es noch eindrücklicher macht. Es sind „normale“ Schicksale, aber mit besonderen Erlebnissen! Teilweise finden die Personen im Lauf des Romans, wie gesagt, zusammen. Richard Powers kann wahrlich gut erzählen. Ich hatte vor Jahren schon seinen Roman „Klang der Zeit“ gelesen. Auch dieses ebenfalls sehr umfangreiche Buch fand ich damals absolut lesenswert und wunderbar (Amerika aus jüdischer und dunkelhäutiger Sicht einer Familie in New York. Zwei Söhne musikalisch hochbegabt.)
Und was ist der Kern des Ganzen? Es geht in unterschiedlicher Intensität und Ausprägung um ein riesiges Thema: Den Baum, die Natur, den Menschen! Damit ist alles verwoben. Alle setzen sich für die Rettung der Bäume und der Natur ein!
Sie machen unterschiedlichste Dinge, die Personen in „Die Wurzeln des Lebens“. Die Ausgangspunkte ihre Leben werden – einer nach dem anderen – im ersten Kapitel (fast 200 Seiten) nebeneinander geschildert. Im zweiten und dritten Teil versteigen sich ihre Lebenswege, ihre Aktivitäten, ihre Schicksale nicht nur weiter in ihrem jeweiligen unterschiedlichen Kampf und dem Verständnis für Bäume, sondern sie verweben sich – teilweise – miteinander. Es sind Schicksalswege, die sich kreuzen. Man muss allerdings gut aufpassen, will man die einzelnen Wege gut auseinander halten. Zum Teil werden oder sind sie Aktivisten für Bäume, für Riesenbäume in Amerika. Sie heißen: Nicholas Hoel, Mimi Ma, Adam Appich, Ray Brinkmann, Dorothy Cazaly, Douglas Pavlicek, Neelay Mehta, Patricia Westerford, Olivia Vandergriff.
Und das Schicksal jeder einzelnen Person wurde bereits oder wird irgendwann von Bäumen beeinflusst. Ja, von Bäumen! Mit manchem Schicksalsschlag. Einer fiel als Junge von einem Baum – und war seitdem querschnittsgelähmt, einer wurde in Kambodscha nach einem Sprung aus einem Flugzeug von einem Baum aufgefangen und so weiter.
Dem Thema wird man auf besondere Art und Weise näher gebracht! Vor Beginn des dritten Kapitels liest man eine wunderbare Überlegung:


Es mag missionarisch klingen, doch das Buch ist es nicht! Die oben gezeigte Überlegung stellt nicht den durchgehenden Schreibstil des Romans dar. So pathetisch wird nicht durchgehend geschrieben.
Es sind eher immer wieder kleine Aussagen, die den Wert der Bäume und der Natur ausdrücken. So, dass man einen Blick und Sinn für die Natur, speziell für Bäume, bekommt. Nach dem Motto „Erst die Erde (oder Bäume), dann der Mensch“. Aber es läuft fatalerweise immer schon andersherum: „Erst der Mensch, dann (erst) die Erde“. Oder eben: „… dann (erst) die Bäume“. So macht der Mensch „in letzter Sekunde“ (siehe oben) vielleicht alles kaputt.
Zitate aus verschiedensten Stellen, Äußerungen verschiedenster Personen des Romans sind etwa:
Das Staunenswerteste, was 4 Milliarden Jahre Leben hervorgebracht haben, braucht Hilfe. (Bäume)
Grenzenlose Eigenliebe darf nicht mehr der Maßstab des Lebens sein.
Weiden, Pappeln, Erlen: Sie alle werden dabei ertappt, wie sie einander auf dem Luftweg vor Insektenüberfällen warnen.
(Der Wald:) … eines der ältesten, größten Lebewesen des Planeten …
Die Photosynthese ist ein schieres Wunder. Sie ist das Fundament für die gesamte Kathedrale der Schöpfung. All der Lärm, der um das Leben auf der Erde gemacht wird, ist nichts als Begleitmusik zu dieser atemberaubenden magischen Kunst.
Als hätten die Wälder 400 Millionen Jahre lang auf uns Anfänger gewartet.
Es gibt keine Einzelwesen im Wald. Jeder Baum ist von anderen abhängig.
… Kommunikation der Bäume …
… Studien… die belegen, dass kongenitale kognitive Blindheit die Menschen für alle Zeiten daran hindern wird, das zu tun, was gut und richtig für sie wäre.
Das Leben. Der Planet. Wir bekommen ja schon unsere Strafe. Aber selbst jetzt gilt man doch noch als Irrer, wenn man das sagt.
Aber die Menschen interessieren sich nicht für Hoffnung und Wahrheit, wenn der Nutzen fehlt.
Und so weiter. All diese „hochtrabenden“ Aussagen werden gerade dadurch so glaubhaft, dass man im Grunde vor allem verschiedene individuelle Schicksalswege verfolgt. Man bekommt mit diesem Buch Mitgefühl für Bäume und ein Gefühl für das, was wir mit ihnen machen. Es lohnt sich.
Dazu passend ist ein Titel von Olafur Arnalds, Tree:
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