Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte in ihrer Literaturbeilage in diesem Frühjahr das Buch „ Die Welt gegenüber“ von Eva Schmidt in die Liste der Vorstellung der „wichtigsten Romane des Frühjahres“ aufgenommen. HIER der kurze Beitrag der FAZ. Eva Schmidts davor erschienener Roman „Ein langes Jahr“ gelangte 2016 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. Sie ist Österreicherin, lebt in Bregenz.
Wer etwas Unspektakuläres lesen möchte, im Urlaub etwa, keinen Krimi, normales Leben, akkurat beobachtet und geschildert, der mag an diesem Buch Gefallen finden. Es scheint eine Spezialität von Eva Schmidt zu sein, das Unspektakuläre zu beachten und genau zu beschreiben. Schon ihr erfolgreicher Roman „Ein langes Jahr“ wird davon geprägt.
In „Die Welt gegenüber“ schildert Eva Schmidt in zwölf voneinander völlig getrennten kleinen Episoden einfach Begebenheiten aus einzelnen Leben. „Einfache Begebenheiten“ ist nicht ganz treffend, es sind mitunter sehr spezielle Vorgänge, die geschildert werden. Man versteht die Begebenheiten meist nicht ganz, Eva Schmidt schreibt zwar nicht durchgehend aus der Rolle einer entfernten Beobachterin, die die Dinge selber nicht ganz verstehen würde. Nein, es wird auch mit eben diesem kurzen Blick auf teils alltägliche Gegebenheiten geschildert, was sich die betroffene(n) Person(en) denkt/denken, in welcher Situation sie ist/sie sind. Hinter jeder Geschichte steckt ja ein ganzer Kosmos. So ist es eben, in jeder Sekunde, bei jedem Menschen ist es ja so. Aber es bleiben Ausschnitte. Vor allem bleibt das „Ende“ der geschilderten kurzen Entwicklungen meist offen. Es gibt eben kein „Ende“.
Dass das „Ende“ der Kurzgeschichten offen bleibt, verstört ein wenig, da sich während der einzelnen Schilderungen Spannung aufbaut! Es scheint ständig auf etwas zuzulaufen, oft bleibt aber das, was man vielleicht erahnt, aus. Wie so oft. Man will beim Lesen der einzelnen Geschichten mehr und mehr wissen, was sich ergibt. Am Ende bleibt aber man oft ratlos.
Der Schreibstil von Eva Schmidt ist unspektakulär. Sie wählt die Alltagssprache. Nichts Gedrechseltes, aber auch – mir etwas zu sehr – auch ohne irgendeine Besonderheit in der Darstellung. Das kann aber durchaus gefallen! Sie schildert sehr genau und mit einfachen Worten die Begebenheiten so, wie man sie meist als Außenstehender oder eine(r) der Beteiligten sieht. Immer wieder sind die Schilderungen allerdings auch getragen von den subjektiven Absichten oder Ansichten, den Gedanken, der betroffenen Personen. „Blicke von innen“, sind es dann, aber auch die sind eher nüchtern geschildert, manchmal auch direkt aus der Ich-Perspektive heraus. Auffallend ist, dass in fast jeder Geschichte jedenfalls kurz oder auch länger der Tod erwähnt wird. Er ist sogar prägend für eine Geschichte („Vielleicht nach Skagen“). Ein Friedhof, ein gestorbener Lebenspartner, Suizidgedanken …
Nun, es ist ein angenehmes „Sommerbuch“, wenn auch literarisch „harmlos“, man kann sich Stück für Stück die einzelnen Episoden vornehmen.
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