Es geht noch bis Sonntag, das Festival „Politik im Freien Theater“. Es wird noch ein paar interessante Produktionen und ein interessantes Rahmenprogramm mit Diskussionen etc. geben. Ich habe gestern in der Muffathalle die Produktion „Who Moves“ von der Performancegruppe Swoosh Lieu gesehen.
HIER der Link zur Seite der Produktion.
Und HIER die Website von Swoosh Lieu. Als SWOOSH LIEU arbeiten aktuell Johanna Castell, Katharina Pelosi und Rosa Wernecke zusammen. Sie studierten am Institut für Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen und realisieren seit 2009 gemeinsam mit anderen Künstlerinnen Projekte im Bereich Performance und Installation. Auf der Unterseite zu „Who Moves“ sieht man ein Video zur Produktion und weitere Fotos.
Irgendwie war ich überfordert. Die Gruppe Swoosh Lieu ist bekannt dafür, dass sie – mit feministischem Ansatz – sehr präzise arbeitet. Fast dokumentarisch, sachlich. So auch in „Who Moves“. In der völlig verdunkelten und leeren Muffathalle werden im Laufe des Abends ziemlich bald beleuchtete Plexiglastische aufgestellt. Davor gab es Texte von Frauen auf dem schwarzen Boden der Halle zu lesen. Die dann um die Tische herum sitzenden Zuschauer sehen dort – siehe das Video –, wie Fotografien von Frauen und bestimmten Eindrücken zum Thema „Flucht und Migration von Frauen“ über den Tisch verschoben werden. Wie in einer Redaktion. Die Zuschauer können die Bilder nur erkennen, indem sie leere weiße Blätter über den Tisch schieben und so die Bilder sichtbar machen, die von oben auf die Tische projeziert werden. Sehr fein und ausgeklügelt ausgedacht. Zusätzlich kann man an den Tischen Texte von Personen lesen und hören, die sich über diese Bilder unterhalten. Man muss sich konzentrieren, man hat ja Kopfhörer auf, auf denen man die Texte, die man sieht, auch noch hört.
Am Ende der Veranstaltung werden an den beiden Längsseiten der Hallen schwarze Vorhänge zur Seite geschoben, sodass man genau diese Fotoaufnahmen – zunächst verkehrt herum an der Wand hängend – jetzt in Ruhe und wirklicher Schärfe und Genauigkeit ansehen kann. Die Zuschauer gehen hin und können jedes Foto umdrehen, richtig herum an die Wand kleben, und gleichzeitig Texte über einzelne der gezeigten Frauen lesen. Man merkt, wie sich individuelle, engagierte und sehr persönliche, unerwartete Lebensideen hinter den auf den Fotos gezeigten Frauen auftun. Es scheinen mir intellektuelle Frauen zu sein. Es scheint darum zu gehen, zu zeigen, dass auch in der Flüchtlingsbewegung eine Frauenbewegung versteckt ist.
Fazit: Eine präzise, einfallsreich und kompliziert ausgeklügelte Veranstaltung. Man war in einer sehr besonders gestalteten Situation. Nichts für einfache Geister. Inhaltlich ging es wohl auch – nicht nur – darum zu zeigen, dass all die immer gleichen Fluchtbilder, die wir ständig erleben oder erlebt haben, eigentlich oft einen falschen Eindruck von den gezeigten Menschen vermitteln. Vielleicht müssen wir mehr anerkennen, dass hinter den „MigrantInnen“ teils hochinteressante und komplexe Leben stecken, die sehr bereichernd sein können. Und Swoosh Lieu zeigt die feministische Kraft, die im „Migrantenstrom“ steckt.
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