Der Blogbericht und die Musik unten gehen zurück auf die Inszenierung „Juliet & Romeo“ in den Kammerspielen. Eine Inszenierung des US-Amerikaners Trajal Harell. Ich hatte es schon gesehen, HIER mein damaliger Blogbericht. Ich habe es ein zweites Mal angesehen, wie so oft. Theaterstücke zweimal anzusehen kann ich empfehlen! Es müsste ein vergünstigtes Angebot zum Kauf von Karten zweier Aufführungen desselben Stückes geben! Einmal ansehen ist oft nur halb ansehen!
Juliet & Romeo geht zurück auf Romeo und Julia von Shakespeare. Die Inszenierung von Trajal Harell ist ein Extrakt der Geschichte um Romeo und Julia. Es geht nicht um die altbekannte Geschichte: Romeo flieht nach der Ermordung des Cousins von Julia, Tybald, nach Mantua, Julia soll verheiratet werden, nimmt einen Schlaftrunk, stellt sich tot, jemand berichtet Romeo fälschlicherweise, Julia sei tatsächlich gestorben. Romeo eilt zurück und bringt sich angesichts seiner Liebe und Trauer um Julia um, Julia wacht wieder auf, tötet sich daraufhin auch angesichts des Todes von Romeo. Im Zentrum der Aufführung von Trajal Harell steht die Trauer. Die Trauer und Erinnerung von Julias Amme. Alles ist nur noch Erinnerung. Die Bühne zeigt am Boden zwei tiefergelegte Gräber, eines in mattten Blautönen, eines in matten Rottönen. Mehr ist nicht auf der Bühne. Das „Geschehen“ der Inszenierung findet um die Gräber herum statt. Trajal Harell selbst spielt die Amme. Im Zentrum der Trauer steht ein Tanz von Trajal Harell, untermalt von der Musik, die ich hier bringe: Florence and The Machine mit Various Storms and Saints. Zugegeben kein lustiges Lied. Trajal Harell drückt in wunderbaren Bewegungen sitzend Trauer, Verzweiflung und Hilflosigkeit aus. Das muss man erst einmal schaffen!
Shakespeares Drama ist für Harrell initiierendes Sprungbrett für sein Unterfangen. Harells Trauer – als Amme – befasst sich grundsätzlich mit dem Tod und der Erinnerung. In der modernen Zeit findet er einen Ansatz in Fashion Shows, ebenfalls Sinnbild für Vergänglichkeit. Und überall spielt der Tod hinein. Wir können uns noch so sehr präsentieren, gegeneinander kämpfen etc., schön machen, behaupten: Der Tod spielt überall mit. Haltung und Formgebung bleiben letztlich sinnlos. Erstmals arbeitet Trajal Harell mit Schauspielern. Ein weiterer Eindruck: Trajal Harell vereint am Rande der Bühne eine Art Gesamtschmerz in sich, ein Schmerz, der die Welt regiert, der auch heute gegenwärtig ist. Dessen wir uns auch immer bewusst sein müssen. Die anderen Mitwirkenden, allesamt mänliche Tänzer und Schauspieler, zeigen dagegen Konkreteres. Sie deuten Motive aus Romeo & Julia an, sie deuten das Verhalten von Models auf Fashion Shows an. Sie zeigen Trauer, aber die konkretere Trauer von Romeo und Julia. Sehr beeindruckend die Szene, in der Thomas Hauser in langen Zügen Julias Trauer und Selbstmord zeigt! Dass keine weiblichen Tänzerinnen/Schauspielerinnen mitwirken, passt gut, um dem Stück nicht zu nahe zu kommen.
Zwei der acht Mitwirkenden sind Schauspieler der Kammerspiele, Thomas Hauser und Damian Rebgetz.
Zum Video: Der Song beginnt nach 50 Sekunden! HIER der Songtext. Es ist wahrlich kein einfacher Text. Er wird Passendes ausdrücken! Ich werde ihn mehrfach lesen müssen.
Copyright des Blogbildes: Orpheas Emirzas
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