Lion Feuchtwanger – „Erfolg“: Dieses kleine, unscheinbare Heftchen, dieser bescheidene Band, kränkliches Kloblättchen, dürftige Broschüre, unscheinbares Taschenbüchlein, windiges Ding … neinnein, genau das Gegenteil ist der Fall: Dieser Brocken! Ihn hatte ich zuletzt gelesen. Weil in den Kammerspielen ja am vergangenen Wochenende die Premiere von WARTESAAL von Lion Feuchtwanger war (ich sehe es am Sonntag). Und Wartesaal heißt die Trilogie von Lion Feuchtwanger, zu der auch „Erfolg“ gehört. „Erfolg“ – „Die Geschwister Oppenheim“ – „Exil“. Aber ich war auf dem Holzweg. Der Regisseur Stefan Pucher konzentriert seine Inszenierung an den Kammerspielen auf den Roman „Exil“! Trotzdem, es war eine gute Wahl. Jetzt kommt eben noch „Exil“ dran. Auch so ein windiges Ding, läppische fast 900 Seiten!
München in der Zeit nach dem I. Weltkrieg, erste Hälfte der Zwanziger Jahre. Lion Feuchtwanger schildert in dem Buch, wie man damals in Teilen der Münchner Gesellschaft dachte und handelte. „Erfolg“ ist ein grandioses Panorama der Zeit, in der Hitlers erster Anlauf zur Machtergreifung scheiterte. Lion Feuchtwanger war wohl der erste Schriftsteller, der das Aufkommen des Nationalsozialismus thematisierte. „Kein literarisches Werk vorher und nachher hat die Mentalität der Stadt und ihrer Bewohner so gut erfasst wie der „Erfolg“, trotz oder gerade wegen der begründeten Hassliebe, die daraus spricht“ (Franz Kotteder, Süddeutsche Zeitung, 7. Juni 2008). Was den Blick auf das Bayerische, Voralpenländische angeht, haben Feuchtwangers Beobachtungen vor allem heute noch volle Berechtigung! Sie sind zeitlos. Die Bayern bleiben die Bayern. Es ist sehr bedrückend, wie hilf- und wehrlos alle die damals aufkommenden Veränderungen gesehen und hingenommen haben. Erst kleine Veränderungen, Lappalien, Stimmungsänderungen, dann auch deutliche Veränderungen. Es wurde immer bedrückender. Aber jeder schaute auf sein eigenes Thema, sein Fortkommen. Durch das Buch zieht sich etwa die tragische Geschichte des progressiven Kunsthistorikers Dr. Martin Krüger, der wegen einer völligen Lappalie – im Grunde aber wegen mißliebiger Kunstwerke, die Krüger erwirbt und ausstellt – ins Gefängnis kam.
„Dieses Kunstskandälchen bildet […] nur den Ausgangspunkt, sozusagen den Schmetterlingsflügelschlag, aus dem sich ein Orkan von einem Roman entwickelt: ein Zeit- und Sittenbild epochalen Ausmaßes, in dem die bayerische Mentalität, die politisch-ökonomische Großwetterlage und die deutschen Zustände am Vorabend des Dritten Reichs spürbar, greifbar und schmeckbar werden. Dieser große politische Roman bleibt bei aller analytischen Schärfe stets das Werk eines Bestsellerautors. (Wilhelm Trapp, Süddeutsche Zeitung, 2. Mai 2008)
Erstaunlich wie immer ist die Zusammenfassung des Romans auf der WEBSITE von Dieter Wunderlich.
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