Wer A sagt, kann auch oft B sagen: Hier wurde kürzlich das Buch Wäldchestag von Andreas Maier empfohlen. Er hat weitere schöne Erzählungen (Romane?) geschrieben. Ich empfehle noch Klausen, Kirillow und Sanssouci. Wer an etwas skurrilen Personen, an nicht zuviel wirrer Handlung, köstlichen Beschreibungen, recht einfacher Sprache und durchaus an Hintergrundgedanken zum Geschehen interessiert ist, dem kann all das gut gefallen:
Es geht grob gesagt um Folgendes: (Texte vom Suhrkamp-Verlag)
Kirillow:
Franz Kober und Julian Nagel sind mehr als Freunde, fast schon Wahlbrüder. Eingeschrieben an der Uni Frankfurt, studieren sie jedoch weniger ein bestimmtes Fachgebiet als vielmehr die prinzipielle Frage, wie falsches und wahres Leben voneinander zu unterscheiden sind. Unversehens verstrickt uns Andreas Maier mit Kirillow in das Beziehungs- und Redegeflecht der beiden jungen Männer und ihrer Clique, die ständig in Bewegung sind: auf der Suche nach Erleuchtung, einem Lebensziel, einem Partner, Anerkennung, mehr Alkohol und mehr Würstchen und einem Schlafplatz für den Rest der Nacht. Ebenso unterhaltend wie bestechend wirkt die Komik, mit der Maier den Ernst der Krankheit Jugend zum Gegenstand seines Erzählens macht.
Klausen:
»Klausen ist ein Tatort.« Was wirklich in diesem Südtiroler Ferienidyll für vor allem deutsche Touristen passiert ist, darüber gehen die Meinungen leidenschaftlich auseinander. Man erzählt von einem Überfall, gar einem gezielten Schuß aus dem Hinterhalt. Wer ist das Opfer, wer der Täter? Darüber gibt es zunächst nur abenteuerliche Spekulationen. Erste Verdächtigungen gehen naturgemäß in Richtung der Pakistani und der Albaner auf der Ploderburg, aber bald geraten Hintermänner in den Blick, deren Grundstücksspekulationen die Vorgänge halbwegs plausibel zu machen scheinen. Jedoch werden nicht der einschlägig vorbestrafte Laner und sein Kontrahent Zurner verhaftet, sondern Gasser und seineSaufkumpane. Was beginnt wie eine Provinzposse, wächst sich aus: Ist Klausen gar Umschlagplatz eines internationalen Drogenkartells? Wie sich Öffentlichkeit bildet, wie eine Verwirrung die nächste stiftet, bis alle Gewißheiten (oder was wir dafür halten) immer wahnhaftere Züge annehmen und schrill auf unser Handeln zurückwirken, das komponiert Andreas Maier zu einer bitterbösen Komödie über dieses vielleicht doch nicht so weltabgelegene Klausen.
Sanssouci:
„Wäldchestag“ in Potsdam: ein skrupelloses Zwillingspaar, ein orthodoxer Mönch, eine sadistische Vegetarierin und ihre Opfer, ein Fernsehredakteur und der Bürgermeister: Sie alle stolpern übereinander, fallen sich in den Arm oder gehen sich aus dem Weg nach dem Unfalltod des Regisseurs Max Hornung, der als Wessi Potsdam mit der Fernsehserie „Oststadt“ verewigt und in Empörung und Dankbarkeit gespalten hat. Tatsächlich hat die Stadt auch einen realen doppelten Boden: ein Gangsystem unter dem Schloßpark, in dem man sich zu Zeitvertreib, Quälereien und Okkultismus trifft.
Copyright des Beitragsbildes: Jürgen Bauer, Suhrkamp
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