Der Mensch muss höllisch aufpassen. Für die heute junge und für nachfolgende Generationen wird es eine Riesenlast und eine Riesenaufgabe sein! Es sind zwei Entwicklungen. Das Eine: Täglich verschwindet eine große Anzahl von Tierarten, täglich verschwindet eine große Anzahl von Pflanzenarten, Gletscher verschwinden, die Umwelt wird unwiederbringlich zerstört! Eine schleichende Entwicklung. Das ist „nur“ das Eine.
Daneben – und da sind der momentane Krieg und die Inflation fast nur Nebensachen von (hoffentlich) begrenzter Dauer – arbeitet der Mensch mit rasender Geschwindigkeit an einer weiteren vielleicht unwiederbringlichen Zerstörung. Er arbeitet auf allen möglichen, wahrscheinlich unglaublich vielen Gebieten an künstlicher Intelligenz (KI): Eine – bei allen Vorteilen von KI – ebenfalls schleichende, fast unkontrollierbare und auch höchst gefährliche Entwicklung! Der Mensch arbeitet daran, sich selbst ad absurdum zu führen, Selbstkontrolle in immer mehr Bereichen abzugeben!
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HIER übrigens ein interessanter Artikel (aus 2020, aktualisiert im Juni 2022) zum täglichen Aussterben von Tier- und Pflanzenarten.
HIER ein weiterer interessanter Artikel zum täglichen Aussterben von Tier- und Pflanzenarten (Stand Juli 2022). Hierin heißt es:
„Die Rote Liste bedrohter Tiere und Pflanzen wächst und wächst. Die Arten sterben schneller, als die Rote Liste aktualisiert werden kann. Experten schätzen, dass pro Tag bis zu 150 Pflanzen- und Tierarten von der Erde verschwinden. Die Weltnaturschutzunion IUCN erfasst mehr vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten als jemals zurvor: mehr als 41.000 (Stand: Juli 2022). Und das, obwohl sich der Artenschutz seit Jahrzehnten um den Erhalt der Biodiversität bemüht.“
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Ich habe mich nun ein wenig dem Thema „Künstliche Intelligenz“ (KI) genähert. Zuerst habe ich zwei Bücher zum Thema gelesen. Das eine Buch zur KI war: Richard David Prechts „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“. Das andere Buch zur KI war: Matthias Pfeffers „Menschliches Denken und künstliche Intelligenz“.
Dann hatte ich noch zufällig ein Gespräch mit einer Informatikerin, die bei der Stadt München arbeitet. Sie sagte: Wir sehen nicht, was sich alles rasend schnell entwickelt! Wenn man ernst nimmt, was man hört und liest, muss man sagen: Der Mensch ist nicht „nur“ dabei, unaufhaltsam unsere Erde zu zerstören – er ist dabei, sich selbst kaputt zu machen! Zu den beiden Büchern hier meine Anmerkungen:
„Ressentiments“ gegen die Herangehensweisen beider Bücher:
Es handelt sich bei beiden Büchern vordergründig um philosophische Betrachtungen zum Thema “Künstliche Intelligenz und Mensch“. Die Titel beider Bücher legen den philosophischen Ansatz nahe. Etwas irreführend. Beim Lesen der Bücher wird klar, dass sie sich gesellschaftskritisch, fast politisch mit KI befassen. In beiden Büchern geht es um die aktuellen Entwicklungen, um die gefährlichen Veränderungen gesellschaftlicher Parameter und menschlicher Grundeigenheiten!
Der Konflikt “Künstliche Intelligenz und der Mensch“ (wie “Mensch und Maschine“) bietet natürlich einen unglaublichen Fundus von Argumentations- und Darstellungsmöglichkeiten. Auch philosophisch/gesellschaftskritisch lässt sich das Thema – fast gefährlich – dramatisch, prägnant, extrem eindrücklich und vielfältig darstellen! Beide Bücher haben mich vor diesem Hintergrund irritiert zurückgelassen. Man hat in beiden Büchern ausführlich schreckliche Entwicklungen diskutiert, hat aber keine Lösung! Es kann einem fast übel werden, wenn man alles liest. Weil die Frage „Was kann man tun?“ neben allen richtigen und wichtigen philosophischen und gesellschaftskritischen, fast politischen Erkenntnissen letztlich unbeantwortet bleibt. Sie bleibt unbeantwortet, weil es nicht möglich zu sein scheint, konkrete Antworten zu finden! Die Dinge entwickeln sich einfach.
Ein interessantes Beispiel dafür, wo uns KI hinführen wird: Ein Podcast der Münchner Kammerspiele:
https://www.dieneuesituation.de/artikel/11561-die-digitale-seele
Zu Richard David Prechts “Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“:
Eines ist klar: Richard David Precht kann schreiben und Gedanken formulieren! Zunächst geht er darauf ein, dass der Mensch nicht nur ein Wesen „logischen Denkens“ ist – so, wie es die KI mit ihren “Ja/nein“- Algorithmen ist. Der Mensch ist mehr. Er ist emotional, sensitiv, hat Zweifel, Glauben, Motive, Moral, ist unlogisch, hat Werte, Vergangenheit, Persönlichkeit, ist gemeinschaftsbezogen, er weiß von seiner Existenz und und und. Alles Dinge, die Künstliche Intelligenz nicht hat! KI kennt nicht einmal gut und böse! Aber der Mensch arbeitet fieberhaft daran, rein „logisches“ algorithmisches Denken in alle seine Lebensbereiche hineinwirken zu lassen, sich davon mehr und mehr dominieren zu lassen.
Besonders, da diese Algorithmen – immer rasanter und umfassender – „selbstlernend“ sein werden, sich also durch immer mehr Zugriff auf immer mehr Informationen komplex ständig weiterentwickeln werden, besteht diese große Gefahr, dass die Algorithmen – die wir ja alle nicht vor unseren Augen sehen – unkontrollierbar (so auch Matthias Pfeffer) unser Leben in mehr und mehr Bereichen bestimmen werden. Der Mensch wird – so Precht – zum „Haustier allmächtiger Maschinen“.
Precht schreibt auch: „Die explosionsartige Vermehrung von Codes schafft eine Lebenswelt, in der mehr Menschen tun, was Computer ihnen sagen, als dass Menschen Computern sagen, was sie zu tun haben.“ Selbst die Demokratie wird gefährdet. (Ein schönes Beispiel aus dem Buch von Matthias Pfeffer wiederum: Tage vor dem „Sturm auf das Kapitol“ in Washington verbreiteten sich im Internet im Umfeld derjenigen Leute, die sich auf den “Sturm auf das Kapitol“ vorbereiteten, massiv Werbung für Waffen!). Die freie Willensentscheidung des Menschen wird gefährdet. Technik wird – blind für die Einschränkungen, die sich damit für den Menschen ergeben – zum neuen Gott erhoben. “Explosionsartig“!
Richard David Precht beendet seine Überlegungen mit vagen Ansätzen zum weiteren Vorgehen: Er schreibt: „Wir müssen, mit einem Wort, lernen, intelligenter mit Computern umzugehen, ihre Stärken und Schwächen besser einzuschätzen, ihre sinnvollen Einsatzfelder abzustecken und ihre Chancen und Gefahren klarer zu sehen.“ Der oft (m. E. zurecht) kapitalismuskritische Richard David Precht stellt auch immer wieder auf die Zusammenhänge zwischen dem ungebremsten weltweiten Trieb zur Entwicklung unkontrollierbarer Künstlicher Intelligenz einerseits und den fatalen Wirkungen des grenzenlosen Kapitalismus/Neokapitalismus andererseits ab! Es sind ja – in der westlichen Welt vor allem – die Unternehmen, die an allem arbeiten.
Zu Matthias Pfeffers „Menschliches Denken und Künstliche Intelligenz“:
Das Buch von Matthias Pfeffer ist ähnlich angelegt, allerdings umfassender, sehr kenntnisreich in allen denkbaren Richtungen, in vielen Dingen journalistischer. Was auch gut ist! Dieses Buch gibt insgesamt einen fast noch erschreckenderen Eindruck von den Gefahren der künstlichen Intelligenz, getragen von vielen vielen Bezügen zu Einzelbeispielen, zu Äußerungen von Fachleuten, von Politikern, von Philosophen, von Künstlern, Technikgurus, KI-Entwicklern und und und. Es sind auch hier philosophische (zu allgemeine) Ansätze und genauso gut (drastische) gesellschaftskritische Beobachtungen!
Mein Eindruck wäre zwar: Im Buch von Matthias Pfeffer werden so viele Meinungen anderer Personen herangezogen, dass man manchmal gar nicht weiß, ob diese Anmerkungen nicht geradezu argumentativ „instrumentalisiert“ sind. Ein Philosoph des Mittelalters etwa konnte ja sicherlich noch nicht an KI denken. Trotzdem: Das Thema KI ist bei Pfeffer im Grunde breiter angelegt, was seine Berechtigung hat. Wir müssen uns den Entwicklungen aus vielen Blickwinkeln heraus stellen. Gesichtserkennung? Das ist das Mindeste. Wir werden von einer sich selber rasant ständig weiterentwickelnden KI immer mehr dominiert werden. Geben wir damit nicht komplett unseren Datenschutz auf? Der Begriff „Datenschutz“ ist mir da schon zu eng! Es geht um den Schutz aller möglichen persönlichen Merkmale des Menschen, um seine Verhaltensweisen, Anlagen etc, mit denen KI hantiert. “Merkmalsschutz“ müsste man sagen.
Auch Matthias Pfeffer schließt das Buch (Untertitel: „Eine Aufforderung“) mit einer Reihe von Vorschlägen zur „Eindämmung“ der riesigen Gefahren von KI. Er bringt detailliertere Vorschläge als diejenigen von Richard David Precht. Es bleibt allerdings leider auch hier schwer vorstellbar, dass diese sinnvollen, „naturgegeben“ notwendigen Vorschläge irgendwie realisiert werden könnten. Es bräuchte dazu fast schon weltweite politische Initiativen. Daneben stellt Matthias Pfeffer immer wieder auf „Vernunft“ ab – ein hohes Gut des menschlichen Denkens – und auf „vernünftigen“ Umgang mit KI. Das klingt schön, wird aber wahrscheinlich kein Gehör finden.
Aber jedes Teilchen ist ein Teilchen eines großen Puzzles. Man kann von keinem der beiden Bücher alles erwarten!
Fazit:
Die Entwicklung von KI birgt in einigen Bereichen riesige Chancen in sich. Vielleicht auch die Chance, gerade mit ihr die globalen Probleme, die Umweltzerstörung in den Griff zu bekommen. KI wird rasant weiter entwickelt werden, keine Frage. Die beiden Autoren Richard David Precht und Matthias Pfeffer sind allerdings vor allem von den riesigen Gefahren, die von ungebremster KI insgesamt für die Selbstbestimmtheit des Menschen ausgehen, überzeugt. (Auch etwa eine Frage: Was ist denn dann noch die Wahrheit? Es kommt ja nur darauf an, welche Daten eingegeben werden, mit denen die KI dann “Lösungen“ erarbeitet. Daher sind beide Bücher lesenswert, um dafür ein Gefühl zu bekommen. Die Hinweise auf die Gefahren von KI gehen bei den Äußerungen, die aus allen möglichen Fachrichtungen zur KI gemacht werden, meist unter, dort werden die Vorteile der KI betont. Das kann so nicht bleiben!
… auch wenn man nach dem Lesen der beiden Bücher eine große Portion Hilflosigkeit spüren mag, weil man nicht erkennen kann, ob und wie alles überhaupt irgendwie noch in den Griff zu kriegen ist ….
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Hier noch sehr interessante links zum Thema „ Künstliche Intelligenz aus EU-Sicht“:
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