In der Mediathek von ARTE findet sich derzeit in sechs Teilen – es ist eine kleine Serie – „Szenen einer Ehe“ von Ingmar Bergman. „Szenen einer Ehe“ entstand 1973, es ist einer von Ingmar Bergmans erfolgreichsten Filmen! Ingmar Bergman wurde 1997 bei den Filmfestspielen in Cannes als „Bester Filmregisseur aller Zeiten“ geehrt. Es lohnt sich!
Der Film über die Scheidung einer Ehe kam damals sowohl als sechsteilige Fernsehserie als auch in einer kürzeren Kinofassung heraus. 1981 wurde „Szenen einer Ehe“ auch am Münchner Residenztheater – wo Ingmar Bergman Ja kurze Zeit arbeitete – auf der Bühne gezeigt.
Man verfolgt in diesen sechs Teilen äußerst vielschichtig das Befinden der beiden Ehepartner, wobei besonders Liv Ullmann klasse ist! Die Lüge einer „perfekten Ehe“, das Scheitern ihrer Ehe, die Suche nach der eigenen Persönlichkeit, Zuneigung, die Suche nach wahrer Liebe, das eigene Befinden bei alledem, um diese Themen etwa drehen sich die Gespräche der beiden. Man verfolgt im Grunde nur diese Gespräche. Kurz verfolgt man Gespräche mit weiteren Personen. Zum Einen anfangs ein Gespräch der beiden zusammen mit einem befreundeten Ehepaar bei einem Abendessen und zum Anderen später Gespräche von Liv Ullman als „Marianne“ einmal mit ihrer Mutter und einmal mit einer älteren Frau, die sich nach vielen vielen Jahren der Ehe scheiden lassen möchte, weil sie in einer „Ehe ohne Liebe“ lebe. „Marianne“ ist Scheidungsanwältin.
Man meint, Liv Ullman als „Marianne“ ist sich der Sache und der Liebe und der wahren Dinge hinter den Fassaden viel bewusster, als er, „Johan“. Etwa drei Jahre nach der Scheidung treffen sie sich dann wieder. Auch das ist noch Teil dieser kleinen Serie. Beide sind jetzt mit anderen Partnern verheiratet, doch sie verbringen ein gemeinsames Wochenende im Landhaus eines Freundes, wo sie sogar miteinander schlafen. Es scheint mir nicht so, dass beide mit ihrer zweiten Heirat etwa das größte Glück gefunden hätten! Marianne zum Beispiel hat vielleicht nur geheiratet, weil sie auf keinen Fall alleine bleiben wollte. Aber das bleibt letztendlich offen. Marianne bezweifelt jedenfalls, ob sie jemals jemanden geliebt habe oder geliebt wurde, aber Johan redet ihr ihre Zweifel aus. Johan „kapiert“ alles irgendwie weniger.
Wie gesagt, die wunderbaren Gespräche der beiden, ihr Verhalten ist äußerst vielschichtig! Mit viel Tiefgang und Ehrlichkeit! Es ist keine „brutale“, „glasklare“ oder „coole“ Scheidung nach modernem Muster, nach dem Motto: „Wir haben uns auseinander gelebt, wir werden uns kaum mehr sehen.“ Es ist einfach vielschichtig. Letztlich sprechen beide immer wieder über die Dinge und Gefühle, die sie selber haben mögen und die man eigentlich nicht unbedingt so besprechen würde. Vor allem nicht nach einer Scheidung.
Mein Fazit: Er, Johann, versteht viel weniger, als sie, Marianne!
„Nicht erfinden, nur nah sein“ schrieb Ingmar Bergman zu seiner Arbeitsweise einmal in den Arbeitstagebüchern. Die Arbeitstagebücher 1955-2001 von Ingmar Bergman sind jetzt in einer kommentierte Fassung beim Berenbergverlag veröffentlicht, steht heute, am 31.12.2021, in der Süddeutschen Zeitung.
Ingmar Bergmann hatte Jahre später, 2001, dann noch den Film „Sarabande“ gedreht, der eine Fortsetzung von „Szenen einer Ehe“ ist. Ich habe ihn noch nicht gesehen, er würde mich interessieren. Marianne und Johan treffen sich nach 30 Jahren erneut! Wieder gespielt von Liv Ullmann und Erland Josephson.
EINEN GUTEN RUTSCH INS KOMMENDE JAHR WÜNSCHE ICH ALLEN!
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