Dieser Song war Steven Biko gewidmet. Der Song heißt „Biko“. Peter Gabriel hat ihn 1980 geschrieben. Steven Biko ist vor fast genau 44 Jahren gestorben, am 12. September 1977. Er war in den Siebzigerjahren einer der großen Freiheitskämpfer gegen die Apartheidspolitik in Südafrika. Alles hängt miteinander zusammen, alles. Der Tod von Steven Biko hat auch heute noch Bedeutung.
Bedeutung für unsere heutigen Probleme. Er, Steven Biko, stand auf, er wollte Dinge ändern. Das müssen wir heute dringend auch – die Umwelt. Wir rasen auf Katastrophen in den kommenden Jahren zu. Es braucht vielleicht mehr einzelne Menschen, die aufstehen. Ein Beispiel dafür war sicherlich Biko.
Peter Gabriel hat den Song 1988 auf dem am besten für den Song geeigneten Konzert gespielt: Auf dem legendären Konzert im Londoner Wembleystadion 1988 zum 70. Geburtstag von Nelson Mandela. Ich bringe hier sogar drei Versionen des Songs! Alle drei sind beeindruckende Livemitschnitte.
Zum Einen die Aufnahme aus dem Wembleystadion 1988, akustisch schlecht, aber emotional am tiefsten, man spürt das Thema, man spürt eine Art Gemeinschaftsgefühl der Zuschauer, bilde ich mir fast ein. Peter Gabriel brüllt den Text manchmal fast. Wie er am Schluss noch einmal den Namen „Steven Biko“ sagt! Er wird dort angekündigt von Jim Kerr, dem Sänger der Simple Minds – die den Song auch oft gespielt haben, siehe YouTube. Dann – die zweite Version – live von einem Konzert in Chile, einige Jahre später. Eine schöne Aufnahme, man sieht dort auch Sting in jungen Jahren. Schön ist dort auch die Kombination mit den chilenischen Flötenspielern, besonders zu Beginn und am Ende. Nein, auch mittendrin prägen die Flötenspieler eine gewisse melancholische Stimmung des Liedes. Ich mag ja Melancholie. Und drittens, wieder viele Jahre später, akustisch die beste Version. Sie ist langsamer, Peter Gabriel mit stark veränderter, aber seiner wunderbaren rauchigen Stimme. Er selber ist gealtert, sehr verändert! Aber nicht nur akustisch, auch von der ganzen filmischen Aufnahme her gesehen ist diese dritte Version einfach moderner, sehr fein!
Vieles ist interessant an diesem Song und an diesen drei Aufnahmen:
- Peter Gabriel selbst: 1988 in Wembley als junger Mann, in Chile schon etwas älter. Auf beiden Aufnahmen spürt man aber, wie ernst es für Peter Gabriel mit diesen Song ist. Es war ihm sicherlich nicht nur irgendein ein Song. Man spürt ohnehin, denke ich, wenn man auch diese Aufnahmen sieht, dass Peter Gabriel doch ein sehr besonderer Mensch ist! Ein genialer Musiker allemal. Politisch immer sehr engagiert! Was für ein Leben. Was für eine Energie, die er – wie eben die großen Künstler – um die ganze Welt verbreitet. Auf YouTube gibt es noch einige weitere, teilweise sehr gute Livemitschnitte des Songs „Biko“. Peter Gabriel sieht immer anders aus, es sind Aufnahmen aus den verschiedensten Altersstufen. Mein Gott, wie man altert! Wie das Leben verfliegt!
- Das Beitragsbild oben: Steve Biko auf einem Glasfenster in einer Kirche in Heerlen, Niederlande!
- Der Songtext von „Biko“ ist eher dokumentarisch – kurz, aber dokumentarisch. Sogar der Raum, in dem Biko 1977 von der Polizei festgehalten, gefoltert und getötet wurde, Raum 691, „business as usual“, wird im Song erwähnt. Biko wurde dann nackt und bewusstlos mit einem PKW in ein Nachbarland gebracht. Und auch das sehen wir noch heute so: Regimegegner werden getötet, werden festgenommen etc. Siehe Russland, siehe Herrn Lukaschenko in der Ukraine, etc. Man hatte in Südafrika lange Zeit abgestritten, dass Steven Biko ermordet wurde. Es steht heute aber fest, Aussagen Beteiligter haben die Sachen geklärt. Zitat Wikipedia (was ja hoffentlich stimmt): „Anfang 1997 gaben fünf frühere Beamte der South African Police vor der Wahrheits- und Versöhnungskommission zu, an Bikos Tötung, die von deutschsprachigen Medien als Mord eingestuft wird, beteiligt gewesen zu sein. Nach Intervention der Familie Bikos wurde keine Amnestie gewährt.“
- Mir scheint ohnehin: Damals konnte noch eine einzelne Person die Welt bewegen und Änderungen herbeiführen, sie jedenfalls einleiten. Nelson Mandela wurde dann schließlich der erste dunkelhäutige Staatspräsident Südafrikas. Wo sind diese Personen heute? Ist es einzelnen Personen heute überhaupt noch möglich, Dinge zu einer Änderung zu bringen? Haben wir uns durch die Komplexität aller Dinge auf der Welt in eine Sackgasse geführt? Alles wird zerredet, es gibt zu jedem Argument ein Gegenargument. Ich denke natürlich an das Thema Umwelt. Gut, die großen Themen sind global geworden, Naturschutzfragen, soziale Fragen, … alles ist miteinander verwoben. Hier könnte man vieles schreiben. Schön wäre es aber doch auch, wenn Musiker wieder einmal weltweit aufstehen für derartige Themen. Und so weiter. NACHTRAG: Heute, am 11. August, lese ich, dass viele berühmte Musiker weltweit Konzerte für den Umweltschutz planen. Wer wann und wo, weiß ich noch nicht.
HIER der Link zur Website von Peter Gabriel.
Und hier ist der Song, alle drei Versionen sind hörens- und sehenswert.
Ich ergänze hier eine vierte Version. „Biko – a Song around the world“. Auch die sollte man sich unbedingt ansehen! Widerstand gegen Freiheitsberaubung war Biko und diese Idee gilt in der ganzen Welt, sagt Peter Gabriel damit.
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