Andreas Maiers Debutroman, im Suhrkamp Verlag 2002 erschienen, hatte ich vor Jahren gelesen. Es ist heute noch ein besonderes Buch für mich. Eine unaufgeregte, schlichte Welt der Wetterau bei Frankfurt wird mit Maiers einfacher, in keiner Weise gedrechselter oder gestelzter Sprache geschildert. Köstliches einfach aus dem Leben! Die Story: Sebastian Adomeit, Naturkundler und Ornithologe, wird zu Grabe getragen. Über sein Vermögen kursieren wilde Gerüchte, und Skandalöses munkelt man auch über seine Beziehung zur Schwester, die er vor vielen Jahren wegen eines unehelichen Kindes aus dem Haus gejagt haben soll. Adomeit hat seinen Tod so inszeniert, dass die Beerdigung ausgerechnet am Pfingstsonntag stattfindet. Die angereiste Verwandtschaft und all die Sensationshungrigen im Dorf müssen sich aber zwei Tage gedulden, denn auch für die Testamentseröffnung ist vom Verstorbenen ein unpassender Termin festgelegt worden: der Pfingstdienstag, an dem man im Frankfurter Raum traditionell im Wald zusammensitzt und Wäldchestag feiert. Andreas Maier lässt seinen Erzähler berichten, was er in Kneipen, auf dem Friedhof, bei den Gesprächen zwischen den Einheimischen und Fremden aufschnappt, was ihm gebeichtet oder vertraulich als todsicher wahr hintertragen wird. So entsteht eine tollkühn erzählte Geschichte über einen gebeutelten Kerl, der der Welt auf beeindruckende Weise eine Nase dreht.
ÜBRIGENS: Auch in Der Spieler von Dostojewski (vgl. Blogbeitrag) geht es ja um den Nachlass einer Person. Alle erwarten diesen Nachlass.
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