Ich bin kein Kenner von TV-Serien. Auch nicht von Serien auf Netflix etc. Es scheint ja sehr gute Serien zu geben! Ich habe mir jetzt zunächst einmal die Serie „Legal Affairs“ aus der ARD-Mediathek angesehen. Die erste Staffel hat acht Folgen. Die Serie wurde in der SZ kürzlich sehr gelobt! Dort heißt es: „Fast zu gut, um im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wahr zu sein!“ Das hat mich interessiert!
In der Tat, ich habe die Serie immer weiter anschauen wollen! Folgende Aspekte sind mir dabei aufgefallen:
- Die Art der Filmaufnahmen: Schick und cool. Die meisten Aufnahmen sind mit einer mobilen Kamera aufgenommen, schnelle Schnitte, gute Bilder, bewegte Aufnahmen, sehr modern. Berlin, viele gute Nachtaufnahmen, Berlin bleibt aber immer im Hintergrund! Nichts Gekünsteltes, normale Szenen aus dem Alltagsleben einer Kanzlei! Die Kanzleiräume: Extrem cool, Loftähnlich.
- Die Wiedererkennung: Wie es wohl bei Serien so ist, so ist es mir auch gegangen: Man erwartet Folge für Folge irgendwie immer ein ähnliches Szenario. Man will die Personen wieder erleben! Man will sich sofort wohlfühlen! Das schafft die Serie absolut! Und Stück für Stück lernt man die beteiligten Personen, die MitarbeiterInnen der Kanzlei, ein wenig besser kennen. Ein bisschen nur, es dauert! Es ist aber nie übertrieben!
- Die Neugierde auf Neues: Obwohl man einen ähnlichen Rahmen erwartet, will man natürlich immer wieder Neues erleben! Das ist das Prinzip der Serie: In jeder Folge gibt es eine abgeschlossene Mandatsbeziehung der Kanzlei. Einen abgeschlossenen Fall. Kaum darstellbar in so kurzer Zeit – jeweils 45 Minuten – aber es klappt!
- Das Anwaltsleben von Leo Roth: Ein weiteres Prinzip der Serie: Das Anwaltsleben von Leo Roth ist extrem schnell! Von Schreibtischarbeit keine Spur! Ich persönlich war jahrelang Rechtsanwalt und weiß, dass viel Schreibarbeit dazugehört! Das spielt hier keine Rolle! In dieser Serie ist Leo Roth eine Art „trouble shooter“. Sie ist Medienanwältin – immer hell gekleidet – und hat immer mit extremen Fällen des modernen Lebens zu tun! Sie diktiert, während sie irgendwo hingeht! Man sieht sie ständig am Handy, ständig geht sie mit schnellen, zielsicheren Schritten durch die Gegend! Sitzend oder stehend sieht man sie selten! Doch: Bei Kanzleibesprechungen! Die sind aber meistens auch schnell erledigt. Und bei Gericht! Das spielt bei der ein oder anderen Folge eine Rolle!
- Die Funktion von Information und der Zeitaspekt: Was die Serie ausmacht: Man kann gar nicht genau nachvollziehen, wie die Kanzlei und vor allem Leo Roth all die Dinge, die in den durchaus spannenden Episoden eine Rolle spielen, so schnell ermitteln können. Zeit spielt keine Rolle. Oft wird suggeriert, es gehe um wenige Stunden oder Tage. Aber im Grunde sind all diese Dinge so schnell gar nicht zu schaffen. Aber das ist das Betörende! Im Grunde lassen sich Mandatsbeziehungen nicht so schnell klären! Aber es gelingt in diesen Episoden und zwar immer nachvollziehbar! Betörend: Leo Roth hat immer das Supergespür und eine coole Art dafür, zu wissen was zu machen ist! Man will auch mehr aus ihrem Privatleben erfahren! Aber auch das dauert seine Zeit! Tragische Ereignisse ihrer Kindheit kommen allerdings immer wieder kurz vor!
- Das Feiern des Handygebrauchs: Der permanente Handygebrauch spielt eine entscheidende Rolle! Ständig hört man den typischen leisen Summton und sieht eingeblendet, wer anruft oder was von wem per Handy geschrieben wird! Und genau so kommen immer wieder Nebenschauplätze ins Bild, die sich über mehrere Episoden hinziehen. Alles entwickelt sich! Überhaupt, die neuen Technologien, Social Media, alles kommt irgendwie sehr selbstverständlich und recht realistisch zur Geltung!
- Die Person Leo Roth: Lavinia Wilson spielt überzeugend die Anwältin Leo Roth. Sie steht irgendwie immer leicht über den Dingen, denkt hoch raffiniert und immer einen Schritt schneller als andere! Eine Traumanwältin! Einerseits beobachtet sie irgendwie fast die Absurdität ihrer Mandatsbeziehungen, andererseits ist sie voll involviert!
- Die anderen AnwältInnen in Leos Büro: Man erhält durch die Serie einen wirklich guten Einblick in die Struktur einer Kanzlei, die von einer Person geführt wird! Die anderen KollegInnen sind nicht Partner, sondern Angestellte! Ich war viele Jahre lang Rechtsanwalt in einer ähnlichen Kanzlei! Die beiden anderen Anwälte – Niels Bohrmann und Mryam Zaree – vermitteln extrem gut das Standing angestellter Anwälte! Sie sind schlau, spekulieren mit einer Partnerschaft, aber zutrauen kann man sie ihnen nicht! Lavinia Wilson alias Leo Roth steht immer über ihnen!
Hier noch Bilder:


Ich muss gestehen: Es interessiert mich, schon wegen meiner früheren Anwaltstätigkeit in einer Medienkanzlei, wie sich die Kanzlei und die einzelnen Personen in der zweiten Staffel weiter entwickeln!
Hier ein Trailer:
Die Serie ist bis 23. März 2022 auf der ARD-Mediathek zu sehen! HIER der Link zur Serienseite mit vielen weiteren Beiträgen (Interviews vor allem).
© der Bilder: ARD Degeto/RBB/Kerstin Jacobsen
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