Ich war wieder im Theater – trotz Corona – als Geimpfter unter Geimpften – Anfahrt mit dem Fahrrad – still im stillen Zuschauerraum sitzend – mit weniger Risiko, jeder ist geimpft oder genesen – jeder sitzt still im Zuschauerraum – so kann es doch gehen. Besser als in Restaurants oder auf „turbulenteren“ Veranstaltungen.
Ich sehe es übrigens zu CORONA so:
x-Millionen Menschen haben sich impfen lassen, Schäden sind kaum bekannt. Sich aus irgendwelchen Überlegungen heraus dann noch zu weigern, den kleinen Stich in den Oberarm hinzunehmen, halte ich persönlich angesichts dessen schlicht für unverantwortlich! Es mag in Einzelfällen gute Gründe gegen eine Impfung geben, aber Millionen Ungeimpfter werden keine „guten Gründe haben“. Es mag vielleicht auch der Vorwurf der Panikmache irgendwie manchmal etwas berechtigt sein. Aber trotzdem: Alle, die sich weigern (oder zu träge sind) sich impfen zu lassen, nehmen es hin, dass andere Menschen leiden oder gar sterben! Sie nehmen es hin, dass die Krankenhäuser – vor allem durch Ungeimpfte – überlastet sind und Mitarbeiter dort an ihre Grenzen gehen! Aber dann, wenn sie selber von Corona befallen werden, dann möchten sie doch wieder die sofortige und volle Hilfe der anderen! Das ist Egoismus! Wir müssen bei Corona lernen, solidarisch zu werden! So sehe ich es.
Ich saß letztens im Zug und redete (mit Maske) mit einer jungen Dame. Sie war Krankenschwester auf einer Intensivstation. Sie hat den Beruf beendet. Es war zu viel! Wie kann man da sagen: „Ich lasse mich nicht impfen“? Warum?
Zum Theaterstück:
Es geht in „Es waren ihrer sechs“ um die Idee des Widerstands. (Nur das noch: Corona zu verweigern, ist nicht „Widerstand“. Bei der Idee des Widerstands geht es um die mutige Verteidigung guter Rechte! Dieser Widerstand wird immer gebraucht.) Im Stück und im Roman „Es waren ihrer sechs“ geht es zwar hauptsächlich um die „Weiße Rose“, aber auch um Widerstand im Allgemeinen. So, wie es sich Alfred Neumann – erklärte er nachträglich – gedacht hatte mit seinem 1945 erschienenen Roman „Es waren ihrer sechs“. Im Roman von Alfred Neumann wird der Weg der sechs Mitglieder der Weißen Rose Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf und des Universitätsprofessors Kurt Huber nicht wahrheitsgetreu nachgezeichnet.
Die Inszenierung des Polen Michal Borczuch ist dementsprechend eigenwillig. Sie ist sensibel. Eigenwillig ist sie insgesamt durch die Tatsache, dass EINERSEITS immer ein Abstand zu einer zu genauen Schilderung des so bekannten Weges der sechs Mitglieder der „Kerntruppe“ der Weißen Rose gewahrt wird, ANDERERSEITS aber immer wieder genau deren Schicksal gezeigt wird. Eine Gratwanderung, man rutscht insoweit in der Betrachtung hin und her.
Gezeigt wird es übrigens im Marstalltheater, der kleinen interessanten „dritten“ Bühne des Residenztheaters, dem großen Backsteinbau, den man innen gewissermaßen in Rohfassung mit Stahlgerüsten versehen erlebt. Das Marstalltheater mit seinem Werkstattcharakter passt sehr gut zu dieser Inszenierung. So sieht es dort etwa aus:

Die Inszenierung in ihrer Sensibilität gelingt nämlich durch die Form des Geschehens, das man beobachtet. Es wird wie eine Filmaufnahme erzählt. Man beobachtet im Grunde Situationen eines Drehs.
Werkstattsituation auch auf der Bühne. Dinge stehen wirr auf der Bühne – Stühle, Türen, Fenster, ein Kamerateam verfolgt die Szenen, das Skript wird über die Bühne getragen, die Schauspieler, die gerade nicht im Einsatz sind, warten manchmal im Hintergrund.
Es ist auch eine gelungene Mischung aus Bühne und Film. Beides schafft Distanz zur genauen Schilderung der Schicksale der Mitglieder der Weißen Rose. Hier ein Foto aus einem der Filme, die man verfolgt:

Alle laufen rückwärts in diesem Film, nur die beiden laufen vorwärts! Die beiden gehen aber ganz normal, als würden nur sie es so erleben, dass alle um sie herum rückwärts laufen, also falsch laufen! Auch werden Proteste aus verschiedenen Ländern der Welt gezeigt. „Echte“ Filmaufnahmen von Polizeieinsätzen gegen Demonstranten.
Man erlebt Situationen, die die Mitglieder der Weißen Rose betroffen haben mögen. Aber diese Situationen sind – wie gesagt – nicht wahrheitsgemäß, darauf kommt es nicht an. Insoweit sieht man eher verallgemeinerte Situationen des Widerstands. Schöne Herangehensweisen in vielen Szenen, kurze Gespräche.
Im Ergebnis hat man sich einmal wieder an den unglaublichen Mut und den riesigen Widerstandswillen der Mitglieder der Weißen Rose erinnert und man denkt daran, dass Widerstand auch heute immer wieder nötig ist, dass er aber immer wieder unterbunden wird. Das Schicksal der Idee des Widerstands ist, dass meist die Polizei auf der Seite der „herrschenden“ Situation steht. An die Weiße Rose muss ohnehin immer wieder erinnert werden! Und das durch einen polnischen Regisseur und den polnischen Dramaturgen Tomasz Spiewak!
Geprägt wird übrigens alles vom sehr überzeugenden und ruhigen Spiel der sechs jungen SchauspielerInnen. Vielleicht die jüngsten des Ensembles. Und da man sie in einem „Dreh“ erlebt, ist man ihnen irgendwie näher, sie sind ja die SchauspielerInnen, noch getrennt von ihren Rollen, man sieht sie fast privat. Auch hier aber wird man hin und hergerissen: Man verfolgt sie einerseits fast privat in Übung ihrer Schauspielerrollen, andererseits verfolgt man das Geschehen um die Weiße Rose bis zur Hinrichtung der sechs.
Ja, Widerstand. Er hat sich auch verändert. Ist Friday for Future „Widerstand“? Müsste Friday for Future nicht mehr Widerstand sein? Ist Widerstand heute feige?
HIER der Link zur Stückeseite auf der Website des Residenztheaters.
Copyright der Bilder: Sandra Then
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